Krisen überall?
Unter dem Eindruck der aktuellen Berichterstattung zu Flutkatastrophen, Großbränden, Hitzewellen und weiteren dramatischen Folgen des Klimawandels scheint es manchmal, als sei der gesamte Planet von ökologischen Krisen befallen – doch ist das wirklich so? Welche dieser Krisen ist die schlimmste und bedarf am dringendsten einer Lösung? Diese Fragen will das Buch aus globaler Perspektive beantworten, indem es zahlreiche aktuelle Datenquellen gebündelt und komprimiert darstellt.
Was ist wirklich nachhaltig?
Der Autor Thomas Unnerstall ist promovierter Physiker und langjähriger Berater im Energie- und Politikbereich, wodurch er routiniert Datenbanken und Statistiken auswertet und präsentiert, wie bereits in seinem »Faktencheck« zur Energiewende.
Das aktuelle Werk folgt einem etwas ungewöhnlichen Aufbau: Nach einer Einleitung zu Entstehung und Intention des Buchs beginnt Unnerstall direkt mit dem Fazit, indem er seine drei zentralen Schlussfolgerungen vorstellt. Dem Klimaschutz müsse die erste Priorität vor anderen ökologischen Problemen zukommen; insbesondere die Umstellung unserer Energieversorgung weg von fossilen Energieträgern sei die dringlichste und wichtigste Aufgabe. Ist dieses Problem gelöst, seien viele andere ökologische Krisen bereits entschärft, denn unsere westliche Wirtschafts- und Lebensweise sei nicht zwingend mit ökologischer Nachhaltigkeit unvereinbar. Die Geschichte zeige zudem, dass eine Lösung möglich sei und sich durch bisherige Umweltschutzinitiativen bereits viele Verbesserungen ergeben haben.
Das restliche Buch unterfüttert diese Thesen mit Zahlen und Fakten. In den unabhängig voneinander lesbaren Kapiteln trennt der Autor klar zwischen Fakten, die auf bestehenden Daten basieren, und der Projektion für die Zukunft bis 2050.
Der »Faktencheck« ist ein gut lesbares, wenn auch relativ trockenes Sachbuch, das sich um Übersichtlichkeit bemüht – es gibt viele Zusammenfassungen, und die einzelnen Kapitel sind kurz. Allerdings leidet es unter einem Dilemma: Einerseits hat es den Anspruch, einen umfassenden Überblick über alle relevanten ökologischen Herausforderungen und Probleme zu geben und diese faktenbasiert einzuordnen. Andererseits wird jedoch bei fast jedem Unterpunkt klar, dass für diese Bewertung jeweils zahlreiche Aspekte ausgeklammert werden mussten, da es entweder nicht ausreichende Daten gibt oder einzelne Aspekte »über den Rahmen dieses Buches« hinausgehen.
250 Seiten mit vielen Grafiken können nur einen groben Überblick liefern; in der Folge erscheinen manche der als gesichert dargestellten Schlussfolgerungen durch ihre Kürze und die nicht betrachteten Aspekte etwas gewagt. So ist es zwar schön zu lesen, dass es global gesehen weder eine Trinkwasser- noch eine Nahrungsmittelknappheit gibt oder geben wird –, das Problem der ungerechten Verteilung dieser Güter wird dabei anerkannt, mögliche Lösungsansätze jedoch höchstens marginal gestreift. Das entspricht zwar dem inhaltlichen Schwerpunkt auf Ökologie und globalen Ressourcenverbrauch, hinterlässt aber eine gewisse Unzufriedenheit.
Dennoch bietet der Faktencheck insgesamt einen aktuellen und unaufgeregten Einblick in die verschiedenen, vielfach miteinander verflochtenen ökologischen Probleme unserer Zeit. Dabei weckt Unnerstall auf seine nüchterne Art durchaus Hoffnung: »Zukunftspessimismus oder gar Untergangsstimmung sind objektiv nicht gerechtfertigt.«
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben