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Bunte Bilder aus Mumienknochen

Ein Hersteller von Künstlerfarben stellt ausgewählte Pigmente vor und erzählt deren oft spannende Geschichten.

Die Finger voll mit hellblauer Farbe, die schwarze Arbeitsschürze über und über mit weißen und grauen Flecken bekleckert – so hockt David Coles am Boden und schaut neugierig zur Seite. Wahrscheinlich hat er gerade Farbpigmente hergestellt. Farben sind sein Leben, er hat ihre Herstellung zu seinem Beruf gemacht und produziert sie in seinem Unternehmen für Künstlerbedarf. Denn sie bringen Schönheit in die Welt, davon ist er überzeugt. In seinem Buch bringt er den Lesern diese Schönheit nahe – mit seinen eigenen Texten und mit Bildern des Fotografen Adrian Lander.

Dunkles Blau, feuriges Rot, giftiges Gelb oder helles Purpur: Das Buch startet mit den Grundfarben, die in sattem Hochglanz-Farbdruck leuchten. Dann folgen ausgewählte Kolorite wie Kreideweiß, Beinweiß, Ägyptischblau, Drachenblut, die Marsfarben oder die Mumienfarben. Auf ganzseitigen Fotos arrangiert Lander sie immer wieder neu: ein Blick in einen Eimer mit zerstoßenen bleichen Knochen, ein grau gemustertes Schneckenhaus auf purpurnem Stoffuntergrund, ein mit Grünspan angelaufenes Kupferblech oder eine Katzenmumie, dunkelbraun an eine Ecke gelehnt.

Wie die Kolorite auf dem Roten Planeten

Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite vermittelt Coles unterhaltsam einige Hintergrundinformationen dazu. Mal präsentiert er Anekdoten, mal wissenschaftliche Fakten und mal historische Geschichten, aber der Lesespaß ist in jedem Fall gegeben. Die ausgewählten Pigmente stehen exemplarisch für historische Zeiträume. Dabei spannt der Autor einen großen Bogen von den historisch ersten Farben über die im Altertum, der Antike und im Mittelalter bis hin zu modernen und exotischen Farben.

Die Marsfarben etwa stehen beispielhaft für die industrielle Chemie des 18. Jahrhunderts. Ihr Name stammt von den gelben, orangen und roten Farben der Eisenoxide, die an das Aussehen des fernen Planeten erinnern. Industriell hergestellt sind sie nicht nur billiger als die Naturockerfarben, auch ihr Ton lässt sich exakt einstellen.

Schaurig wirken die dunkelbraunen Pigmente für die Mumienfarben. Diese wurden früher tatsächlich aus Fleisch, Knochen und Umhüllungen altägyptischer mumifizierter Menschen und Tiere extrahiert. Ölmaler schattierten und lasierten ihre Gemälde bis ins 19. Jahrhundert hinein häufig mit Mumienbraun. Es dauerte lange, bis dieses Pigment aus Respekt vor der ägyptischen Kultur nicht mehr gebilligt wurde.

Coles, der selbst immer auf der Suche nach neuen Farbrohstoffen ist, stellt im letzten Kapitel die Wissenschaft moderner Kolorite vor. Farben etwa, die fluoreszierend glühen, wenn Licht auf sie fällt, und für psychedelische Gemälde der 1960er Jahre genutzt wurden. Oder phosphoreszierende Substanzen, die im Dunkeln leuchten und für Banknoten verwendet werden. Oder auch glänzende Blautöne aus Seltenen Erden.

Die letzte Farbe im Buch empfindet Coles als ein Symbol der Innovation. Sie heißt Vantablack und ist das schwärzeste Schwarz, das es derzeit gibt – dabei handelt es sich dabei gar nicht um ein klassisches Farbpigment. Denn es besteht aus einem »Wald« senkrecht aufgestellten Nanoröhren, die 99,965 Prozent des sichtbaren Lichts schlucken. Es sei zwar noch nicht als Künstlerfarbe nutzbar, heißt es in dem Buch, aber der experimentierfreudiges Coles findet vielleicht einen Weg dahin.

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