Wenn die Walküren reiten
Niedergeschrieben wurden sie erst vor einigen Jahrhunderte, mündlich weitergegeben aber schon viel länger: die nordischen Mythen. So alt sie sind, so beeindruckend ist es, wie viele dieser Geschichten sich bis heute erhalten haben – oft in veränderter und maskierter Form. Angesichts des enorm umfangreichen und komplexen Stoffs versucht die Mediävistin Carolyne Larrington in diesem Band, einen Einblick in die nordische Götterwelt zu geben. Herausgekommen ist ein lesenswertes Werk, in dem die Oxford-Professorin die verstrickte Götterwelt in sechs Kapiteln sortiert und etwa in »Verfeindete Mächte« oder »Helden der Wikingerzeit« gliedert. So gelingt ihr eine gute Gesamtschau, wozu die interessanten Einschübe beitragen, die etwa über einzelne Protagonisten des nordischen Götterreichs handeln oder über die Herkunft der Zwergennamen in Tolkiens »Herr der Ringe«.
Die Leser(innen) lernen unter anderem, welche mythischen Helden die Gebrüder Grimm in ihre Bücher aufnahmen, welche sich in den Opern Richard Wagners wiederfinden oder auch in den TV-Serien »Vikings« und »Game of Thrones«. Leider fehlt es dem Buch an einer gelungenen Einleitung. Larrington eröffnet mit einer methodischen Darstellung, was nur wenige wirklich spannend finden dürften und vielleicht ihrem wissenschaftlichen Hintergrund geschuldet ist. Nach der Lektüre ist man dennoch mit den nordischen Göttern und Helden besser vertraut und wird diese hier und da in der heutigen Welt wiedererkennen. Und das bezieht sich nicht nur auf die in der Schlacht gefallenen Kämpfer in Walhalla, wie der etwas unglückliche Titel der deutschen Ausgabe suggeriert (Original: »The Norse Myths«).
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