Die Natur als Baumeisterin
Wer denkt bei "Verpackung" nicht sofort an menschliche Erfindungen wie Kartons oder Plastikfolien? Dabei gibt es auch in der Natur zahlreiche Umhüllungen, die wir aufgrund ihrer Alltäglichkeit nicht gleich als solche wahrnehmen. Etwa unsere Haut, die unter anderem vor Krankheitserregern und Austrocknung schützt. Pflanzen haben während der Evolution erstaunliche Wege gefunden, ihre Samen einzuhüllen, und selbst die Erdkruste ist eine Verpackung der besonderen Art: Sie lässt sich als Trennzone zwischen belebter und unbelebter Natur beschreiben, die ganz eigene Lebensnischen aufweist.
Das vorliegende Buch präsentiert Beispiele von natürlichen Verpackungen und zeigt, wie gut diese an Inhalt und Umwelt angepasst sind: so gut, dass sich die menschliche Industrie einiges von ihnen abschaut. Zahlreiche Wissenschaftler und Ingenieure wirken an Forschungsprojekten mit, die zum Ziel haben, Strukturprinzipien aus der Natur auf technische Konstruktionen und Alltagsgegenstände zu übertragen.
Der schön gestaltete Bildband enthält 27 Beiträge, die eine große Bandbreite abdecken. Sie handeln sowohl über allseits bekannte Naturverpackungen wie Bienenwaben als auch über weniger offensichtliche, etwa Schmetterlingsschuppen. Herausgeberin Ruthild Knopp ist studierte Biologin, Journalistin und Naturpädagogin und hat 17 Autoren für das Werk gewonnen. In der Regel handelt es sich um Wissenschaftler, die über ihre Lieblingsthemen und Forschungsschwerpunkte schreiben. Ihr detailliertes Fachwissen kommt den Texten ebenso zugute wie ihre Begeisterung für die Sache.
Nicht von Pappe, diese Pappkartons
"Genial geschützt" präsentiert verschiedene Beispiele für verblüffend "raffinierte" Naturverpackungen und deren Nachahmungen durch den Menschen. Bienenwaben etwa erhalten ihre perfekte Sechseckform durch Selbstorganisation des Bienenwachses bei 45 Grad Celsius und gewährleisten eine nahezu vollständige Raumausnutzung durch Zellen-"Batterien" mit geringem Materialverbrauch und großer Stabilität. Die Industrie nutzt diese so genannte "Honeycomb-Struktur" für leichte, aber dennoch stabile Umzugskartons aus Pappe sowie in der Bautechnik. Ein anderes Beispiel ist die schaumähnliche Zitronenschale, die die Frucht beim Sturz vom Baum schützt und ein verbessertes Dämpfungssystem für Motorradhelme inspirierte. Erkenntnisse über den Aufbau von Kokosnüssen wiederum halfen, schusssichere Westen zu entwickeln.
Oft finden sich in der Natur sehr stabile Panzer wie bei Schildkröten und Pollenkörnern. Doch nicht nur harte Hüllen vermitteln mehr Sicherheit, wie das Kapitel "Weich und doch schützend" zeigt. Unsere Haut beispielsweise ist Kommunikationssystem, Klimaanlage und erstaunlich widerstandsfähige Körpergrenze zugleich. Das Buch lädt zum Blättern ein und regt dazu an, die Umwelt einmal mit ganz anderen Augen zu betrachten, denn die "Raffinesse" der Natur zeigt sich oft in den kaum beachteten, kleinen Dingen.
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