Hilfe für die Entrechteten
Gut eine Milliarde Menschen leben von jeweils weniger als einem Dollar pro Tag. Die weltweite Armut ist nach wie vor eines der drängendsten Probleme des Planeten. Doch arm sein allein wäre nicht so gravierend, ginge es nicht mit einer anderen, ungleich größeren Geißel einher: der Gewalt. Ihr sind vor allem die Schwächsten und Bedürftigsten ausgeliefert. Laut den US-Juristen und Menschenrechtsaktivisten Gary Haugen und Victor Boutros ist das der Hauptgrund dafür, warum trotz jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit die Armen arm bleiben.
Haugen, ehemals Chefermittler der Vereinten Nationen in Ruanda, gründete 1997 die International Justice Mission (IJM), eine gemeinnützige Organisation, die den Entrechteten rund um den Globus zu Recht und Gerechtigkeit verhelfen will. Um den fatalen Teufelskreis aus Armut und Gewalt sowie mögliche Lösungswege aufzuzeigen, hat er zusammen mit dem Bundesstaatsanwalt Victor Boutros dieses Buch geschrieben. Darin schildern die beiden zahlreiche Geschichten von Gewalt in all ihren bedrückenden Spielarten: Vergewaltigung, Versklavung, Landraub, staatliche Repression und viele mehr. Die Liste des Bösen ist lang.
Eine Frage des Wohlstands
Ihren Lesern verlangen sie einiges ab. Man begegnet im Buch detailreichen Schilderungen furchtbarer Schicksale aus den Krisenherden und Slums rund um den Globus. Nicht allein die Taten der Mörder, Vergewaltiger, brutalen Polizisten, korrupten Beamten, Schlepper und Menschenhändler machen dabei wütend und traurig, sondern insbesondere die Rechtlosigkeit der Opfer. Sicherheit ist dort offenbar ein privater Luxus jener, die sie sich leisten können. Der Rest der Bevölkerung ist mehr oder weniger schutzlos auf sich gestellt.
Haugen und Boutros machen deutlich: Erst Rechtssicherheit kann das Los der Armen wirksam verbessern und Entwicklungshilfe nachhaltig machen. Die Menschenrechtsorganisation IJM betreibt daher in vielen Ländern der Welt Kontaktbüros, die Opfer, Anwälte und Richter unterstützen und dabei mithelfen, funktionierende Rechtssysteme zu etablieren. Oft gibt es in den Ländern sogar die dafür nötigen Gesetze, sie müssten "nur" angewendet werden. Die vielen Fallbeispiele machen zumindest ansatzweise nachvollziehbar, wie es ist, in einem Zustand des Ausgeliefertseins leben zu müssen. Nichts für schwache Nerven, aber ein aufrüttelndes und insofern wichtiges Buch.
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