Das Große im Kleinen
Wie bereits in seinem vorigen Werk "Latte Macchiato" serviert der emeritierte Soziologieprofessor Tilman Allert seinen Lesern auch in diesem Band appetitanregende und mundgerechte Lektüre-Häppchen. Das Buch besteht aus einer losen Sammlung von Texten, die Alltägliches aus soziologischer Perspektive beleuchten. Viele Beiträge hat Allert zuvor schon im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" oder der "Neuen Zürcher Zeitung" veröffentlicht.
Die kleinen Episoden laden zum Querlesen und Schmökern ein. Mal lockert ein kurzes Gedicht, mal auch eine "persönliche Erinnerung an Blockschokolade" den Inhalt auf. Amüsante Dinge des Alltags, etwa die neue Haarmode vieler Männer, einen Dutt zu tragen, regen Allert zu einer mikrosoziologischen Analyse an. Für den Autor zeigt der Dutt-Trend, dass sich geschlechtsspezifische Rollenbilder immer mehr auflösen - zumindest in manchen gesellschaftlichen Kreisen. Ebenso verstecke man heute seine Sehschwäche nicht mehr hinter rahmenlosen Brillengestellen, sondern trage die eigene Kurzsichtigkeit selbstbewusst mit auffälligen Modellen zur Schau.
Allert präsentiert seine Beobachtungen kurz, verständlich und amüsant, hinterfragt ihre gesellschaftliche Bedeutung und macht sie zum Ausgangspunkt seiner soziologischen Theorien. Seine Überlegungen kann jeder fortführen, der mit offenen Augen durch die Straßen geht.
Der Soziologieprofessor regt zum Nachdenken an, bringt einen zum Lachen und verweist bei seinen Exkursen auf berühmte Denker, Philosophen sowie Soziologen. Indem er seine Alltagsbeobachtungen intelligent einbettet, zeigt Allert, dass er die Kunst des methodischen Reflektierens, die er als Hauptbestandteil akademischer Bildung betrachtet, wunderbar beherrscht.
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