»Guter Schlaf«: Leicht Verdauliches zur Nachtruhe
Schlaf ist die natürlichste Sache der Welt, und doch haben viele Menschen Probleme damit. Kein Wunder, dass es mittlerweile zahlreiche Ratgeber dazu auf dem Markt gibt. Heather Darwall-Smith hat einen weiteren hinzugefügt, will sich mit diesem aber von den anderen abheben: Ihr Erstlingswerk richtet sich an alle, »die mehr über den Schlaf erfahren möchten, ohne all das irreführende und manchmal sogar schädliche Drumherum«. Es soll Interessierte ansprechen, die ihren Schlaf verstehen und Gewohnheiten ändern möchten, um gut schlafen zu können.
Die Autorin ist seit einigen Jahren als Schlaftherapeutin am London Sleep Centre sowie in einer privaten Praxis in Oxford tätig. Anders als in der Autoreninformation behauptet, promoviert sie nicht an der University of Oxford, sondern absolviert ein Aufbaustudium in Schlafwissenschaften (PGDip) – vermutlich ein Übersetzungsfehler. Für diesen Berufsweg gab sie nach 20 Jahren ihre Karriere in der Marketing- und Designbranche auf.
Möglicherweise ist ihr Buch auch deshalb visuell so ansprechend: Auf jeder Seite finden sich bunte, mit viel Liebe zum Detail erstellte Bilder und Grafiken, die wissenschaftliche Inhalte veranschaulichen und auflockern. Sie zeigen beispielsweise, wie die Hormonpegel im Körper im Tagesverlauf schwanken oder welche Schlafphasen wir jede Nacht durchlaufen. Positiv fällt ebenfalls auf, dass die abgebildeten Figuren sehr divers sind.
Antworten auf jede denkbare Frage zu Schlaf
Darwall-Smith möchte nicht mit Forschungsergebnissen überfrachten. Sie handelt den aktuellen Wissensstand zu jedem Thema in einfacher Sprache und knackig auf zwei Seiten ab. Jede denkbare Frage zum Schlaf wird aufgegriffen: Warum gähnen wir? Warum knirsche ich im Schlaf mit den Zähnen? Können Tabletten mein Schlafproblem beheben? Für Leserinnen und Leser, die schnelles Wissen ohne viel Tamtam bevorzugen, ist das Buch ideal. Wer mehr Tiefgang möchte, wird enttäuscht.
Wenn es um komplexe Zusammenhänge geht, etwa um die Frage, wie man seine innere Uhr beeinflussen kann oder Schlafstörungen in den Griff bekommt, greift das Buch zu kurz. Vieles wird nur oberflächlich angerissen und zu stark vereinfacht. Beispielsweise rät die Autorin denjenigen, die das luzide Träumen erlernen möchten: »Nehmen Sie sich vor, in der Nacht zu träumen. (…) notieren Sie Ihre Träume, sobald Sie aufwachen. So können Sie sich Ihrer Träume bewusst werden und diese vielleicht sogar lenken.« In Wirklichkeit ist das natürlich nicht so einfach.
Zudem stehen die einzelnen Kapitel teilweise wahllos nebeneinander, wodurch ein wilder Mix entsteht: von Babys und ihren Schlafgewohnheiten über Restless Legs, Yoga und Schlafwandeln bis hin zu Feng-Shui. Man bekommt beim Lesen den Eindruck, dass alles einmal abgedeckt werden sollte. Am Ende fragt man sich: Sollte das Buch nicht dabei helfen, besser zu schlafen? Aber was hilft es einem geplagten Insomniker, alles über Schlaf zu wissen? Die Autorin schreibt: »Wenn man weiß, wie wichtig Schlaf ist und wie man ihn verbessern kann, kann man alle Sorgen loslassen, ins Bett gehen und ganz leicht einschlummern.« Na ja.
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