»Hallo Plankton!«: Plankton – kleiner Klimaheld im Ozean
Größe allein ist nicht alles. Noch vor Kurzem legte ein »kleines« Virus die Welt lahm. Ameisen können das 100-Fache ihres Gewichts tragen. Und eine winzige Figur namens »Plankton« spielt in der Comicserie »SpongeBob Schwammkopf« den ultimativen Bösewicht. Im richtigen Leben ist Plankton zwar genauso schwer zu fassen wie der Antiheld im Film, doch echtes Plankton ist definitiv eines von den »Guten«. Warum das so ist, erklärt die Illustratorin Kristina Heldmann in ihrem Sachbuch für Jugendliche. Ungewöhnlich für eine Künstlerin: Sie war dabei sowohl fürs Konzept als auch für Bilder und Texte verantwortlich. Als wissenschaftliche Beraterin stand ihr die Molekularbiologin Annika Guse von der LMU München zur Seite.
Blättern wir uns durch das reich bebilderte Buch mit seinen gut 90 Seiten, tauchen wir ein in die für die meisten von uns weitgehend unbekannte Lebenswelt des Planktons. Dass Neugier und Faszination von der ersten bis zur letzten Seite anhalten, liegt vor allem an Heldmanns seitenfüllenden, beeindruckenden Aquarellen. Die scheinen manchmal wie dahingetupft, dann wiederum muten sie nahezu fotorealistisch an – und entwickeln dabei doch immer auf tiefseeschwarzem Hintergrund eine besondere Strahlkraft und Poesie.
In drei großen Kapiteln erzählt Kristina Heldmann die Entwicklungsgeschichte des Planktons, berichtet von seinen wichtigen Aufgaben für Ökosysteme und stellt auch jede Menge Phytoplankton- und Zooplankton-Arten vor. Die Texte kommen in leichtem Plauderton daher, sind unterhaltsam und gleichzeitig sachlich fundiert. Auf nahezu jeder Seite begegnet uns Überraschendes, Ungeahntes und Wissenswertes. Wer weiß schon, dass 98 Prozent der Lebewesen im Ozean dem Plankton zugeordnet werden? Oder dass Pflanzenplankton rund 50 Prozent des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre produziert? Zudem ist Phytoplankton auch ein echter Klimaheld: Es speichert jährlich 37 Milliarden Tonnen CO2 – viermal so viel wie der Amazonas-Regenwald.
Plankton war schon vor den Dinosauriern da
Plankton kann vieles sein: Pflanze, Tier, eine Larve von anderen Kleintieren, Bakterium, Virus und Pilz. Als Lebensform ist es sogar noch älter als die Dinosaurier. Manche Planktonarten tragen skurrile und witzige Namen wie Emiliania huxleyi, »Dinoflagellat« oder »Strahlentierchen«. Die bekannteste Planktonart ist der Krill, ein kleines Krustentierchen mit bis zu sechs Zentimetern Länge, von dem ein Blauwal 16 Tonnen täglich verdrücken kann. Meist ist Plankton aber winzig klein, einige Arten messen weniger als einen Mikrometer. Man kann sie nur dank Spezialmikroskopie näher betrachten. Kristina Heldmann zeichnet dazu ein paar besonders eigenartige Planktonvertreter wie Besucher aus dem All: wild, fragil, mit bizarrem Profil – nahezu transparent oder auch mal in Blau-Bunt.
»Wunderwesen im Wasser« lautet der Untertitel des Sachbuchs für Meeresfreunde. Heldmann widmet sich den kleinen Lebewesen mit großem Respekt, Wissensdurst und Neugier. Und greift dabei auch auf aktuelle meeresbiologische Forschungen zurück. Einen Einblick in diese liefern die locker ins Buch eingewobenen Porträts begeisterter Wissenschaftler: Eine Zellbiologin, ein Evolutionsforscher, ein Biochemiker und eine Entwicklungsbiologin kommen zu Wort und betonen die bedeutende Rolle von Plankton für das Ökosystem unserer Erde. Doch noch immer sind für die Forschung viele Fragen zum Plankton offen. Ein paar erste Antworten für Einsteiger ins Plankton-Universum bieten zumindest in diesem immergrünen Nachschlagewerk die Plankton-Größentabelle, Zahlen und Daten sowie ein Glossar und Register am Buchende.
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