Buchkritik zu »Handbuch der naturwissenschaftlichen Bildung«
Jeder weiß oder sagt es mindestens: Wir leben in einer Zeit, in der die physikalisch-biologischen Naturwissenschaften nicht nur unser materielles Leben bestimmen, sondern auch unsere moralischen Verhaltensmodelle und ideellen Vorstellungen beherrschen. Dies so sehr, dass mit Recht gesagt wird: Alles Leben ist Chemie und alle Ethik Biologie. Wir decken allerdings in der Erziehung einen humanistischen Übermantel darüber, aber wissen, dass es darauf ankommt recht früh damit zu beginnen, die noch so aufnahmefähigen Kinder, Mädchen wie Jungen, naturwissenschaftlich zu bilden, das heißt, mit den Zusammenhängen zwischen Ursache und Wirkung, dem Zeitverlauf von Vorgängen und den unabänderlichen Erfahrungssätzen der Thermodynamik vertraut zu machen, sodass sie diese wirklich "intus" haben und als assimilierte Erfahrung in ihre Lebenspläne integrieren. Der Spruch vom Hans, der nicht mehr lernt, was Häns'chen versäumt hat, bleibt wahr, auch wenn wir uns heute über solche alten Sprüche erhaben fühlen. Aber ist nicht der Refrain vom lebenslangen Lernen nur eine heutige Variation über das Thema?
Die kindliche Lernfähigkeit setzt Eltern in Unruhe und fernere Beobachter in Erstaunen, aber sie sollen von ihr nicht mehr verlangen, als sie zu nehmen und zu geben vermag. Nicht jedes Kind ist ein Oliver Sacks, der schon im Vorschulalter der Verwandtschaft vernünftige Löcher in den Bauch gefragt hat – aber auch vernünftige Antwort bekam, Den meisten von uns fehlen die Gene und das Milieu von Oliver – und daher auch die Eltern und Onkel, die den fragenden Sinn befriedigen können. Wir brauchen Lehrer, die diese Aufgabe zu übernehmen vermögen; für sie in angewandter Theorie und theoriegestützter Erfahrung vorbereitet sind, aber ihren Enthusiasmus behalten haben.
Kinder sind von Natur aus neugierig, dies für sehr lange Zeit, und gerade das macht den Reiz der Pädagogik, lockt den Pygmalion im Lehrer, seine bildnerische Kraft in grauer Substanz und sein Gestaltungsvermögen in weißer am jugendlichen Objekt anzuwenden. Dafür beispielhaft ist die Bielefelder Chemiedidaktikprofessorin, die dieses Buch verfasst hat. Sie nennt es ein Handbuch, und das ist es wirklich, obgleich dies Schmuckwort meist unhandlichen Wälzern vorbehalten ist. Hier wird auf knapp 100 Seiten die Theorie und auf ebenso vielen die Praxis für die so erwünschte wie notwendige naturwissenschaftlich Vorbildung der Fünf- bis Zehnjährigen beschrieben. Eine naturwissenschaftliche Bildung gehört zum heutigen Bildungsauftrag, und muss nicht auf Kosten anderer gehen, denn beide Aufträge lassen sich vermittelnd verbinden. Die Lernpsychologie der Kinder ist Objekt langer Studien, kommen sie aus der Psychoanalyse oder der Entwicklungspsychologie. Arbeit in Kinderhorten baut auf dem intuitiven sinnlichen Verhältnis zu Naturvorgängen auf, das ein Kind in den ersten Lebensjahren erwirbt, muss aber gepflegt und in kleinen Dosen beansprucht werden, damit der Erfolg nachhaltig bleibt.
Anregend ist der praktische Teil mit einem guten Dutzend nett ad hominem illustrierten Aufgaben, natürlich meist aus der physikalischen oder anorganischen Chemie, denn die Ungeduld des Kindes hält es nicht mit länger dauernden und oft so schwer zu durchschauenden organischen oder gar biochemischen Vorgängen. Dass vom modernen Arsenal der Medien sachgerecht Gebrauch gemacht wird, versteht sich. Alles in allem ist das ein exemplarisches Buch, das auch andere Sparten der Naturwissenschaften anregen könnte und sollte. Kinder können garnicht früh genug den "Ernst des Lebens" spielend kennen lernen.
Die kindliche Lernfähigkeit setzt Eltern in Unruhe und fernere Beobachter in Erstaunen, aber sie sollen von ihr nicht mehr verlangen, als sie zu nehmen und zu geben vermag. Nicht jedes Kind ist ein Oliver Sacks, der schon im Vorschulalter der Verwandtschaft vernünftige Löcher in den Bauch gefragt hat – aber auch vernünftige Antwort bekam, Den meisten von uns fehlen die Gene und das Milieu von Oliver – und daher auch die Eltern und Onkel, die den fragenden Sinn befriedigen können. Wir brauchen Lehrer, die diese Aufgabe zu übernehmen vermögen; für sie in angewandter Theorie und theoriegestützter Erfahrung vorbereitet sind, aber ihren Enthusiasmus behalten haben.
Kinder sind von Natur aus neugierig, dies für sehr lange Zeit, und gerade das macht den Reiz der Pädagogik, lockt den Pygmalion im Lehrer, seine bildnerische Kraft in grauer Substanz und sein Gestaltungsvermögen in weißer am jugendlichen Objekt anzuwenden. Dafür beispielhaft ist die Bielefelder Chemiedidaktikprofessorin, die dieses Buch verfasst hat. Sie nennt es ein Handbuch, und das ist es wirklich, obgleich dies Schmuckwort meist unhandlichen Wälzern vorbehalten ist. Hier wird auf knapp 100 Seiten die Theorie und auf ebenso vielen die Praxis für die so erwünschte wie notwendige naturwissenschaftlich Vorbildung der Fünf- bis Zehnjährigen beschrieben. Eine naturwissenschaftliche Bildung gehört zum heutigen Bildungsauftrag, und muss nicht auf Kosten anderer gehen, denn beide Aufträge lassen sich vermittelnd verbinden. Die Lernpsychologie der Kinder ist Objekt langer Studien, kommen sie aus der Psychoanalyse oder der Entwicklungspsychologie. Arbeit in Kinderhorten baut auf dem intuitiven sinnlichen Verhältnis zu Naturvorgängen auf, das ein Kind in den ersten Lebensjahren erwirbt, muss aber gepflegt und in kleinen Dosen beansprucht werden, damit der Erfolg nachhaltig bleibt.
Anregend ist der praktische Teil mit einem guten Dutzend nett ad hominem illustrierten Aufgaben, natürlich meist aus der physikalischen oder anorganischen Chemie, denn die Ungeduld des Kindes hält es nicht mit länger dauernden und oft so schwer zu durchschauenden organischen oder gar biochemischen Vorgängen. Dass vom modernen Arsenal der Medien sachgerecht Gebrauch gemacht wird, versteht sich. Alles in allem ist das ein exemplarisches Buch, das auch andere Sparten der Naturwissenschaften anregen könnte und sollte. Kinder können garnicht früh genug den "Ernst des Lebens" spielend kennen lernen.
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