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Alte Pflanzennamen erklärt

Ob Hasenbrot oder Schwanenblume: Dieses Buch möchte ihre Namen erklären.

»Grün« verkauft sich derzeit offensichtlich gut: Dies ist bereits der 4. Band einer Reihe gleich gestalteter Büchlein, die sich mit alten Namen von Blütenpflanzen befassen. Das spiegelt sich in deren Titel wieder, etwa »Jungfer im Grünen und Tausendgüldenkraut« beim ersten Band der Reihe, oder jetzt eben »Hundsrose und Katzenminze«. Das Anliegen lautet in jedem Fall, die vor allem im Volksmund noch existierenden alten und zum Teil wirklich seltsamen Namen ihrer (vermutlichen) Herkunft nach zu erklären.

Die Auswahl dieses Bands beschränkt sich auf insgesamt 42 Tiere im Namen, alphabetisch von »Bär« bis »Wurm«. Manchmal bezieht sich der Begriff im Pflanzennamen nur auf eine Tierart, etwa beim »Igelkolben«, manchmal auf mehrere Spezies aus völlig unterschiedlichen Gattungen oder Familien, zum Beispiel bei »Gänsedistel«, »Gänsefußgewächse« und »Gänseblümchen«. Alles in allem porträtiert die Autorin zirka 70 Pflanzenarten.

Mix aus Botanik, Mythik und Kunst

Gebauer erzählt in dem Zusammenhang gelegentlich auch mythische Geschichten und erwähnt bei einigen Arten die frühere beziehungsweise heutige medizinische Verwendung. Hier und da sind Gemälde abgebildet, in denen Blütenpflanzen eine Rolle spielen. Das alles ergibt einen Mix aus Botanik, Aberglauben, Sagen und Legenden, Kunst und zahlreichen passenden Illustrationen. Die rein botanischen Abbildungen stammen fast alle aus den hervorragenden Werken »Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz« von Otto Wilhelm Thomé (1885) und »Deutschlands Flora in Abbildungen« von Johann Georg Sturm (1796).

Bücher über Pflanzennamen haben in Deutschland eine lange Tradition. Erwähnt seien nur das »Handwörterbuch der Pflanzennamen« von Robert Zander (1927), die »Bibel« der Gärtner, und das »Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen« von Heinrich Marzell (1943-1979) in insgesamt 5 Bänden mit rund 3400 Seiten, in dessen Tradition auch die Autorin steht. Gebauer ist Diplombiologin, war wissenschaftliche Angestellte an der Freien Universität Berlin, arbeitet aber seit 30 Jahren an Museen und in Parks in Berlin und Brandenburg, wo sie Führungen und Exkursionen anbietet. Die auf der Rückseite zitierte »Berliner Morgenpost« beschreibt das so: »Pflanzen können die ganze Welt erklären – zumindest, wenn man jemanden wie Rosemarie Gebauer hat, die übersetzen kann, was uns Pflanzen sagen.«

Diesen Anspruch freilich kann das kleine Buch nicht ganz erfüllen. Die Auswahl der behandelten Pflanzen wirkt ziemlich willkürlich. Den Wachtelweizen hätte ich erwartet, auch das Läusekraut, nicht aber den Kanarischen Drachenbaum oder die Kobralilie. Die Beschreibungen zu einzelnen Pflanzen sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Der Keulen-Bärlapp ist ganz sicher keine Allerweltsart; er hätte es verdient, wegen seiner Abweichungen von den Blütenpflanzen etwas genauer beschrieben zu werden. Stattdessen bleibt an der entsprechenden Stelle im Werk eine Dreiviertel Buchseite frei. Der Name der Schwanenblume soll sich laut der Autorin von den weißen Blütenblättern »mit einem Hauch von Rosa« ableiten: weiß wie der Schwan, das Rosa »im Schnabel gebündelt«. Der einem Schwanenhals viel stärker ähnelnde Fruchtknoten mit den gebogenen Griffeln ist als Erklärung für den Pflanzennamen zwar weniger »poetisch«, dafür aber deutlich einleuchtender.

Das Gänseblümchen, über das allein man ein ganzes Buch schreiben könnte, bekommt in dem Werk 15 kurze Zeilen. Diesen zufolge steht das Gewächs »wie unsere Hausgans auf einem Bein und ist mit den Farben weiß und gelb ausgestattet«. Das ist weit hergeholt. Gänseblümchen heißen so, weil sie früher – neben dem Gänsefingerkraut – ein bestimmendes Element der Gänseweiden rund um die Dorfweiher bildeten. Ansonsten verweist die Autorin hier auf eines ihrer weiteren Bücher und ausdrücklich auf ein sehr schönes Bild von Hans Memling: »Thronende Maria mit Kind, um 1480/90«, obwohl direkt daneben wieder eine halbe Seite frei bleibt.

Diese Leerräume treten in dem Buch häufiger auf und machen in der Summe mindestens 20 Seiten aus. Das großzügige Layout ist aber sicherlich so geplant und macht das Buch »luftiger«, was ein Verkaufsargument sein mag. Pflanzenkennern bringt das Werk eher wenig, als Geschenk für Pflanzeninteressierte mit geringeren Vorkenntnissen aber könnte es gut ankommen.

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