Besichtigungstour ohne Besichtigung
"Willkommen im Universum", begrüßt der Autor seine Leser im vorliegenden Buch. Darin möchte er sein Publikum auf eine Tour durchs All mitnehmen. Die gewählte Route ist die denkbar einfachste: Immer weiter von der Erde weg. So geht es im ersten Buchdrittel vom erdnahen Weltraum zum Mond, zu den Gesteinsplaneten, weiter zu den Gasplaneten und den Eiswelten am Rand des Sonnensystems. Das zweite Drittel widmet sich den Sternen, ihrem Werden und Vergehen, und den Sternleichen im Form von Neutronensternen und Schwarzen Löchern. Das letzte Drittel schließlich erkundet die Milchstraße, andere Galaxien und versucht einen Überblick über das gesamte Universum zu geben, bevor der Blick sich wieder gen Heimat richtet – mit der Frage, wo denn anderes, nicht-irdisches Leben zu finden sei. Unterwegs soll der mitreisende Leser allerlei interessante und erstaunliche Fakten über die besuchten Himmelskörper erfahren.
Das ist nicht gerade ein besonders innovativer Ansatz für ein Buch, könnte aber trotzdem ein nettes, kurzweiliges Überblickswerk hergeben. Leider jedoch hat der Autor, ein Astroteilchenphysiker und Science-Slammer, die Sache gehörig vermasselt. Seine Zielgruppe sind eindeutig astronomische Laien. Was ist solchen Lesern zu wünschen? Vor allem vermutlich, dass sie eine Auswahl an schönen Fotos und Illustrationen bekommen, die einen informativen Text begleiten.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Bükers Buch kommt jedoch komplett ohne Fotos aus. Stattdessen versucht der Autor verbal zu beschreiben, wie die Himmelskörper aussehen. "[Der Jupitermond] Io hat eine knallgelbe Farbe mit bizarren dunkelgrünen, zum Teil rot umrandeten Flecken und mäandernden weißen und braunen Flächen." Das kann man sich wirklich kaum vorstellen. Wer schon einmal eine Aufnahme von Io gesehen und vor dem inneren Auge präsent hat, wird der Schilderung zustimmen. Wer nicht, dem können die Worte den optischen Eindruck nicht ersetzen.
Um im Sprachbild zu bleiben: Reiseleiter Büker macht die Besichtigungstour mit einem fensterlosen Bus und versucht nun wortreich, den Makel wettzumachen. Vermutlich hat der Verlag das so entschieden, um den Verkaufspreis niedrig zu halten. Aber vielleicht würden die Touristen einen Bus mit Fenstern vorziehen, selbst wenn das Ticket dann teurer wäre?
Zugetextet
Leider fallen die Leser noch ein zweites Mal herein: Ihr Reiseleiter ist ausgesprochen schwatzhaft. Vielfach verfällt er vom Plauder- in den Plapperstil. "Wir satteln unser Raumschiff und schalten es auf Überlichtgeschwindigkeit, damit wir zwischen den Sternen hin- und her flitzen können. Wir dürfen uns nur nicht von einem Physikprofessor erwischen lassen [...] denn das gäbe mächtig Ärger [...]. Aber keine Bange, ich verpfeife uns nicht." Solche Passagen durchziehen den gesamten Band und machen die Lektüre zur Nervenprobe. Man kann Vorträge so halten, aber keine Bücher so schreiben. Erklärungen, die fachlich ein klein wenig tiefer gehen, etikettiert der Autor mit "für Schlaumeier".
Zu allem Überfluss sind auch noch die Inhalte schlecht gewichtet. Ein ganzes Buchdrittel widmet der Autor dem Sonnensystem, aber gerade einmal 40 Seiten den extragalaktischen Themen. Exoplaneten müssen mit 10 Seiten auskommen. Das reicht schlicht nicht, weshalb sich der Text im hinteren Teil des Buchs zu dicht drängt. Vermutlich hängt der Autor hier jene Laien ab, die ihm in den ersten beiden Dritteln noch die Treue gehalten haben. Und Menschen mit Vorkenntnissen schaffen es erst gar nicht bis dahin – sie legen den Band schon vorher genervt zur Seite.
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