Immunbiologie, leicht verständlich
Was wissen Sie über das menschliche Immunsystem? Dass es Krankheitserreger bekämpft, durch Bewegung an der frischen Luft gestärkt wird und auf regelmäßige Vitaminzufuhr angewiesen ist? Vielleicht kommen Sie auch noch darauf, dass es ein ziemlich gutes Erinnerungsvermögen besitzt und uns deshalb vor bestimmten Krankheiten schützt, nachdem wir diese überstanden haben? Und wenn Sie im Biologieunterricht richtig gut aufgepasst haben, ist Ihnen präsent, dass die Körperabwehr auf zwei verschiedene Arten agiert: über die angeborene und über die erworbene Immunantwort, wobei die letztere im Lauf des Lebens stets dazulernt.
Dem Immunsystem haben wir es zu verdanken, dass wir uns oft über Jahrzehnte hinweg einer mehr oder weniger guten Gesundheit erfreuen und nicht schon im Säuglingsalter vom ersten Keim dahingerafft werden. Trotzdem wissen die meisten Menschen erstaunlich wenig über dieses äußerst leistungsfähige Ensemble hoch spezialisierter Zellen. Warum? Zum einen wohl, weil sich viele zuvorderst dafür interessieren, wie sie ihre Immunfunktion mittels Ernährung und Verhalten beeinflussen können. Genau hierzu aber ist die Studienlage häufig unklar, da sich die vielen Parameter, die dabei eine Rolle spielen, kaum getrennt voneinander untersuchen lassen. Zum anderen wegen des hohen Maßes an Komplexität, das die Körperabwehr auszeichnet. Diese Kompliziertheit enthalten Regine Hauch, Medizinjournalistin, und ihr Mann Michael, Kinderarzt, ihren Lesern keineswegs vor. Trotzdem gelingt es ihnen, Interessierten ohne einschlägige Vorkenntnisse nachvollziehbar und anschaulich zu erläutern, nach welchen Grundregeln das Immunsystem funktioniert und wie wir seine Arbeit in unterschiedlichen Lebensphasen und Alltagssituationen unterstützen können.
Den Kühlschrank gekonnt einräumen
Wie kommt ein neugeborenes Baby zu einem eigenen Immunsystem? Aus welchen Zelltypen besteht dieses, und welche Funktionen erfüllen sie? Wie entstehen Autoimmunerkrankungen? Antworten auf solch grundlegende Fragen liefern die ersten beiden Kapitel des umfassenden Werks. Es folgen mehrere leicht verständliche Abschnitte über Faktoren, die die Wirkungsweise unseres Immunsystems beeinflussen, etwa die Psyche oder die hygienischen Wohnverhältnisse. Hier finden sich auch hilfreiche Tipps, wie man die Ausbreitung gesundheitsschädlicher Mikroorganismen in Schach halten kann – etwa mittels einer durchdachten Anordnung der Lebensmittel im Kühlschrank. Das letzte Kapitel widmet sich aktuellen Forschungsprojekten, beispielsweise der Entwicklung von Impfungen per Pflaster oder dem Versuch, das Immunsystem gegen Tumoren scharfzuschalten. Diese Passagen sind naturgemäß anspruchsvoll.
Die Autoren wissen, worüber sie schreiben, was sich unter anderem darin äußert, dass sie ihre Tipps für einen umsichtigen Umgang mit potenziellen Krankheitserregern plausibel begründen. Stets wird deutlich, welche Zusammenhänge wissenschaftlich gut belegt sind und wo die Studienlage kein klares Bild ergibt. Das Buch richtet sich vor allem an Patientinnen und Patienten, die wissen möchten, wie ihr Immunsystem funktioniert und sich fit halten lässt. Viele Anekdoten aus dem Alltag des Kinderarztes lockern die Lektüre auf. Zusammen mit ansprechenden Grafiken und pfiffigen Analogien – beispielsweise einer »Stellenausschreibung« für Bestandteile des erworbenen Immunsystems – erleichtern sie das Verständnis der komplexen Materie. Der Band ist von Ehrfurcht und Bewunderung gegenüber der Körperabwehr geprägt, und das steckt beim Lesen durchaus an.
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