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»In 80 Meerestieren um die Welt«: 80 grandiose Geschichten aus der Unterwasserwelt

80 bemerkenswerte Meereswesen wie Stachelauster, Boxerkrabbe und Ninja-Laternenhai: facettenreich beschrieben und großartig gezeichnet.
Glas-Oktopus

Es beginnt mit einem Großen Glattrochen. Besser gesagt, mit einem Ei, das ein von Fischern versehentlich gefangenes trächtiges Exemplar im Jahr 2020 auf dem Deck ablegt. In einem schottischen Aquarium schließlich schlüpft das Jungtier aus seinem Ei – immerhin 27 Zentimeter groß. Es ist das erste, das in Gefangenschaft geboren wird. Im freien Meer sind die Tiere vom Aussterben bedroht. Weil, ja weil die bis zu zwei Meter langen Tiere eben zu oft versehentlich in Fischernetzen hängen bleiben.

Die Meeresbiologin Helen Scales erzählt noch 79 weitere Geschichten von Meerestieren, in denen sie auch Wissenswertes zur jeweiligen Art unterbringt. Ihr gelingt in den Kurzporträts eine wunderbare Mischung aus Erzählung, Wissen und Kuriosem. Scales ist vielen der beschriebenen Tiere selbst begegnet, und ihre Begeisterung für die Meerestiere ist immer zu spüren. So war sie für Forschungsstudien in den Mangrovenwelten in Madagaskar, den Korallenriffen in Borneo und in den Austernwäldern in Westafrika. Die Autorin ist zudem sehr engagiert, sie berichtet nicht nur im BBC-Radio, lehrt an einer Universität und berät Meeresschutzorganisationen, sondern ist auch Botschafterin der Save Our Seas Foundation. Auf diesen reichhaltigen Fundus kann sie zurückgreifen, um faszinierende Einblicke in die Unterwasserwelt zu erschaffen: Haie, die ohne männliche Exemplare Nachwuchs auf die Welt bringen, auf dem Meeresboden wandern oder Gras mampfen, Napoleon-Lippfische, die je nach Wahl ihr Geschlecht wechseln, meist hin zum weiblichen, Edle Steckmuscheln, die Meerseide liefern, oder von Menschen geplante riesige Farmen für Kraken, die für den Verzehr gezüchtet werden sollen, was einen erschaudern lässt, nachdem Scales die komplexen und intelligenten Tiere vorgestellt hat.

Und was zu den spannenden Texten noch hinzukommt: Das Buch ist voll mit großartigen Zeichnungen. Gemalt hat sie der auf Aquarellzeichnungen spezialisierte Illustrator Marcel George. Rosa Nacktschnecken, stachelige Kugelfische, schwangere Seepferdchenmännchen mit stolz vorgerecktem dicken Bauch, aus dem ein Jungtier lugt, unheilvoll wirkende Vampirtintenfische oder leuchtend orangegelbe Sonnenblumen-Seesterne: Die vielen Zeichnungen mit ihrer Fülle an Formen und bunten Farben von George sind ein besonderer Genuss.

Es ist ein großartiges Buch, dessen einzelne kurze Kapitel man auch sehr gut vorlesen kann, weil Scales so schön verständlich und bildhaft schreibt. Empfehlenswert für alle von 8 bis 80. Und es ist ein Buch, das es schwierig macht zu entscheiden, ob man eher die wunderschönen leuchtenden Zeichnungen loben soll oder mehr die unterhaltsamen Erzählungen. Es ist auch schwierig, das Buch aus der Hand zu legen, bevor nicht alle Kapitel gelesen und die Zeichnungen bewundert wurden. Ach, denkt man, ein Meerestier les ich noch. Und dann noch eines.

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