Die Welt nach Einstein
Wissenschaftspublizisten in aller Welt haben das hundertjährige Jubiläum von Albert Einsteins größtem Geniestreich ausgiebig gefeiert: 1915 publizierte der Theoretiker seine Gravitationstheorie, welche die Schwerkraft als geometrische Krümmung der vierdimensionalen Raumzeit beschreibt. Seither rätseln Physiker, wie diese Theorie sich mit der Quantenmechanik vereinen lässt, die alle anderen Naturkräfte darzustellen hilft.
Dem Thema widmet Rüdiger Vaas, vielseitiger Wissenschaftsjournalist, Redakteur und Buchautor, nun ein weiteres Werk. Besteht es die Konkurrenz zu den zahlreichen populären Darstellungen der zeitgenössischen Physik? Fügt es ihnen etwas Neues hinzu?
Tatsächlich wird auch jemand, dem der Stoff vertraut ist, das Buch mit Genuss und Gewinn lesen. Genuss bereiten die vielen Details und Anekdoten, mit denen Vaas seine Schilderung des einsteinschen Denkens anreichert. Gewinn bedeuten die zahlreichen Stellen, an denen der Autor ein Stück weit in die Tiefe geht. Er scheut sich nicht, mathematische Formeln anzuführen, erklärt aber stets ihre Bedeutung. Das ist wichtig, denn nur so begreift der Leser, dass die Sprache, in der Physiker ihre Theorien formulieren, die Mathematik ist. Die Umgangssprache kann nur als mehr oder weniger passende Krücke dienen, um die Theorie zu veranschaulichen.
Der schwierige Weg zum ausgearbeiteten Modell
Ausführlich und spannend schildert Vaas den mühsamen Weg zur mathematischen Formulierung der allgemeinen Relativitätstheorie. Er bringt das Kunststück fertig, anschaulich zu machen, warum Einstein zunächst in eine theoretische Sackgasse geriet (Stichwort "Lochbetrachtung") und wie er wenig später wieder aus dieser herausfand. Obendrein verrät der Autor, dass sich Wissenschaftshistoriker über manche Details des ganzen Vorgangs noch heute streiten.
Auch als Erkenntnistheoretiker kommt Einstein zu Wort, vor allem im Zuge der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Quantenphysikern, die bis heute nachwirkt, sowie bei seinem zum Scheitern verurteilten Versuch, eine einheitliche Feldtheorie aller damals bekannten Naturkräfte aufzustellen. Davon ausgehend leitet Vaas zu heutigen Versuchen über, Gravitation und Quantenmechanik zu einer Theorie von Allem zu vereinen. Dieser Ausblick auf den Stand der Entwicklung und mögliche Fortschritte ist von größtmöglicher Aktualität. Man merkt, dass der Autor die einschlägigen Forschermeetings eifrig besucht.
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