»Joint Adventure«: Von einem der auszog, das Kiffen zu lernen
Nach schier endlosen Diskussionen liegt inzwischen ein Gesetzesentwurf für die Legalisierung von Cannabis in Deutschland vor. Dieser sieht Straffreiheit für den Besitz von bis zu 25 Gramm der bislang illegalen Droge vor und erlaubt den privaten Anbau von bis zu drei Pflanzen. Darüber hinaus kann, sobald das Gesetz gilt, Cannabis von so genannten Cannabis-Clubs bezogen werden.
Hätte man dem Journalisten und Pionier der Cannabis-Legalisierung Helge Timmerberg vor 20 Jahren eine solche politische Entscheidung in Aussicht gestellt, hätte er wohl ungläubig den Kopf geschüttelt. Nach 50 Jahren Konsum legt der Reiseschriftsteller nun das Werk »Joint Adventure« vor, in dem er seine Erfahrungen aus den verschiedensten Ländern teilt – immer unter dem Vorzeichen des Drogenkonsums, meistens des Kiffens.
Der Charme authentischer Geschichten
In 20 Kapiteln berichtet der Autor von Reisen zu 13 Zielen, darunter Metropolen wie Schanghai, Los Angeles oder Tanger, aber auch Ferienorte (Thailand, Malta) und mitteleuropäische Städte wie Wien. Die kurzen Geschichten haben zwar eher anekdotischen Charakter, geben allerdings interessante Einblicke in spezielle Praktiken oder kulturelle Eigenheiten des jeweiligen Ortes beim Drogenkonsum. Das Buch enthält kaum eine stringente Argumentation, sondern setzt auf den Charme authentischer Geschichten. Diese kann der Leser relativ frei interpretieren, und selbst der Humor – wenn auch nicht immer der kultivierteste – kommt in ihnen nicht zu kurz. So resümiert der Autor die Erfahrung einer Überdosis, die durch das Essen eines Cannabis-Müsliriegels ausgelöst wurde, in einem Vergleich: Eine Heroinüberdosis hätte ihn getötet, eine Überdosis Kokain ihn dazu gebracht, jemand anderen zu töten, und jährlich stürben 3,3 Millionen Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums. »Darum kann ich den Müsliriegel zwar nicht empfehlen, aber verteufeln mag ich ihn auch nicht. Dafür war er zu glutenfrei.« In diesem Beispiel klingt bereits an, was einigen Lesern aufstoßen könnte: der sehr familiäre, flapsige Stil. Dieser trägt zwar zur Authentizität des Erzählten bei, dürfte jedoch nicht für jeden Leser geeignet sein.
Wenn man mit diesem Stil zurechtkommt, erfreuen einen die ehrlichen, subjektiven Reiseberichte, die den liberalen, informierten Umgang mit Drogen nahezu jeder Art befürworten. Sie geben einen Einblick in die Drogenkultur verschiedener Länder und Gesellschaftsschichten, ohne sie zu verurteilen. Wer etwas über die psychische oder neuronale Wirkungsweise von Drogen lernen möchte, wird von anderen Büchern sicher besser informiert. Und es gibt bestimmt noch spannendere Reisereportagen. Wer allerdings einen zwar subjektiven, aber auch differenzierten Bericht über den Konsum von Drogen lesen möchte, in dem diese weder verteufelt noch verharmlost werden, dem ist »Joint Adventure« zu empfehlen.
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