Galerie der Scheußlichkeiten
Kurz bevor wir den Freund besuchen, geraten wir in Panik – wir haben noch kein Mitbringsel. Hektisch durchkämmen wir die Läden nach einer kleinen Aufmerksamkeit. Das Problem: Eigentlich hat der zu Beschenkende schon alles. Also durchleuchtet unser Röntgenblick die Regale nach etwas "Besonderem", "Originellem" oder "Superwitzigem".
Das kann nicht gutgehen, schreibt die Journalistin Rebecca Niazi-Shahabi in ihrem Buch (Zeichnungen: Oliver Sperl). Und sie belegt es mit Fotos von schauerlichen Präsenten: von der stimmungsvollen Monsterchen-Fototasse über die kunstfertig drapierte Klopapiertorte bis hin zum adretten Zahnseidenspender. Und natürlich darf auch der Klassiker, die Duftkerze, nicht fehlen. Alles gut gemeinte Mitbringsel – und darum umso schlimmer in der Wirkung. Die Galerie der Scheußlichkeiten lehrt den Leser allerdings nicht nur das Fürchten, sondern auch das Schmunzeln. Vielleicht, weil einem vieles darin bekannt vorkommt.
Niazi-Shahabi hinterfragt, aus welchen Motiven heraus wir schenken. Sie zeigt die an sich ehrenwerte soziale Absicht dahinter – aber auch, dass man übertrieben formal, ja geradezu krampfhaft am Akt des Schenkens festhalten kann, so dass er ins Absurde abgleitet. Heraus kommt ein Aufklärungsbuch mit Augenzwinkern, das zu mehr Vernunft gemahnt. Unpassende Präsente, so die Botschaft, bereichern eine Freundschaft nicht, sondern belasten sie.
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