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Macht euch locker

Nie zuvor haben Eltern so viel Zeit und Geld investiert, um aus ihren Sprösslingen das Beste herauszuholen. Perfekt, so scheint es, ist beim Nachwuchs gerade gut genug. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die ehemalige Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft Margrit Stamm. Als zweifache Mutter und Direktorin des Swiss Institute for Educational Issues beschäftigte sie sich jahrelang sowohl privat als auch beruflich mit der Förderung von Kindern.

In ihrem Buch wendet sie sich an engagierte Eltern, die stets versuchen, bei der Erziehung alles richtig zu machen, und dennoch das Gefühl haben, nicht genug zu tun. Allerdings will Stamm nicht in dieselbe Kerbe schlagen wie die vielen Publizisten, die besonders fürsorgliche Erziehungsberechtigte als Helikoptereltern diffamieren. Stattdessen weist die Autorin auf den Druck hin, den eine leistungsorientierte Gesellschaft, die zunehmend mehr über die Entwicklung ihrer jüngsten Mitglieder weiß, auf Väter und Mütter ausübt. Erziehungsratgeber und Fördereinrichtungen schössen wie Pilze aus dem Boden und wollten Eltern glauben machen, dass es ohne sie nicht gehe, schreibt die Autorin. Erfolgreiche Sprösslinge gälten vielfach als Statussymbol, und die Entwicklung der Kleinen würde detailliert beurteilt und "benotet".

Kinder sind keine Förderprojekte

Stamm fordert Väter und Mütter auf, sich von dieser "Doktrin der Förderwut" zu lösen und lockerer an die Erziehung heranzugehen. Ihren Appell begründet sie mit wissenschaftlichen Befunden, an denen sie zum großen Teil selbst mitgewirkt hat: Zufriedene Kinder brauchen Freiräume, damit sie spielen, eigene Interessen entdecken und Erfahrungen machen können. Auch die Einsicht, etwas nicht zu schaffen, sei wichtig, weil die Heranwachsenden dadurch lernen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Das fördere wiederum das Selbstvertrauen.

Der Autorin zufolge war die Erziehung früher nicht besser – sie war aber weniger kompliziert, weil Kinder nicht so sehr im Fokus der familiären Aufmerksamkeit standen. Stamm ermuntert Eltern, öfter auf ihre Intuition zu hören und in die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Wichtig sei es, den Kleinen klare Regeln zu setzen, weil zu viel Freiheit den Nachwuchs überfordere. Damit täten sich Mütter und Väter allerdings oft schwer.

Im Grunde sind die Ausführungen der Pädagogin weder besonders überraschend noch neu. Dennoch mag die Meinung einer Expertin, die ihren Standpunkt mit eigener empirischer Forschung untermauert, für manche Eltern wie Balsam wirken.

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