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Die Frage nach Leben im All

Über die Suche nach Bakterien, Pilzen und Algen auf Eismonden.

Planeten, Monde, Kometen und Asteroide: Sie alle können potenziell Leben beherbergen, dessen ist sich der Physiker und emeritierte Professor des Max-Planck-Instituts für molekulare Physiologie in Dortmund, Mario Markus, sicher. Neben extraterrestrischen Lebensformen beschäftigt sich Markus in seinem neuesten Buch »Leben in den Eismonden?« zudem mit Organismen, die an äußerst lebensfeindlichen Orten auf der Erde existieren. Seine Ausführungen ergänzt er dabei mit physikalisch-chemischen Grundlagen.

Leben in seiner extremsten Form

Dass die Entstehung von Leben auch unter Extrembedingungen möglich ist, veranschaulicht der Autor anhand verschiedener Beispiele. So finden sich beispielsweise Bakterien und einzellige Pilze in Höhen von bis zu 77 Kilometern – trotz lebensfeindlicher Bedingungen verursacht durch UV-Strahlung, niedrige Sauerstoffkonzentrationen, hohe Ozonwerte und extreme Trockenheit. Vermutlich durch warme Luftmassen emporgetragen, haben sich die verschiedenen Bakterien- und Pilzarten an ihre unwirtliche Umgebung angepasst.

Ferner gibt es in den USA und im nordöstlichen Afrika Bakterienarten, die außergewöhnlich hohen Salzkonzentrationen standhalten. Unter anderem existieren sowohl im Great Salt Lake in Utah als auch auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten Halobakterien. Der maritime Ringelwurm Alvinella pompejana dagegen lebt in großer Hitze: in 80 Grad Celsius heißen hydrothermalen Quellen im östlichen Pazifischen Ozean. Trotz extremer Temperaturen, Druck oder Radioaktivität können sich also Organismen ausbilden, die teilweise sehr komplex sind.

Wegen der Wasserfunde auf den beiden Eismonden Europa und Enceladus bieten die beiden Trabanten besonders spannende Forschungsperspektiven. Ende der 1990er Jahre ließen die Daten der Raumsonde Galileo darauf schließen, dass es im Inneren des Jupitermonds Europa einen Ozean aus Salzwasser gibt. Laut Computerberechnungen befindet er sich rund 20 Kilometer unter der Eiskruste des Mondes. Zudem wiesen spektroskopische Analysen auf Sauerstoff in der Atmosphäre hin – ebenso fanden die Forscher Spuren von Kohlenstoff: alles elementare Voraussetzungen für das Entstehen von Leben. Damit könnten neben Bakterien auch höher entwickelte Organismen wie Algen auf Europa existieren.

2011 machte die Cassini-Sonde auf dem Saturnmond Enceladus spektakuläre Entdeckungen: Sie fand Geysire sowie Kohlenstoffdioxid, Formaldehyd und verschiedene organische Verbindungen, die auf einen Ozean etwa 30 Meter unter der Eiskruste schließen lassen. Der Grund des Ozeans ähnelt dabei offenbar dem Hydrothermalfeld »Lost City«, das Teil des mittelatlantischen Rückens zwischen Bermuda und den Kanarischen Inseln ist und ein reichhaltiges Ökosystem beherbergt. Eine solche Lebensvielfalt ist somit auch auf Enceladus denkbar.

Markus liefert zudem Fakten zur Forschungsgeschichte und zu geplanten Projekten, bei denen Wissenschaftler nach extraterrestrischem Leben suchen. Beispielsweise sind zwei weitere Missionen zu Europa geplant. 2022 wird die europäische Sonde Juice (Jupiter Icy Moon Explorer) starten, die den Mond bis 2031 umkreisen soll, während die NASA plant, 2025 die Sonde Europa Clipper bis auf 25 Kilometer Entfernung zum Jupitermond zu schicken. Die Forscher möchten das Innere des Mondes mit einem Radar untersuchen, um mehr über seine Beschaffenheit zu erfahren. Ende der 2020er Jahren sollen zudem Missionen zum Saturnmond Enceladus starten. Ziel ist es, die Geysire des Mondes zu durchfliegen und biologisches Material zu sammeln.

Mit seinem Buch richtet sich Markus an Leser, die bereits mit den Themen vertraut sind. Er scheut sich nicht, im wissenschaftlichen Fachjargon komplexe Sachverhalte zu erläutern, die mitunter überfordern. Zwar befindet sich am Buchende ein Glossar, in dem er Fachbegriffe erklärt, doch leider fehlen entsprechende Verweise im Text, so dass ein direktes Nachschlagen während der Lektüre nicht möglich ist. Zudem fallen manche Ausführungen sprunghaft aus, was es nicht immer einfach macht, den Gedankengängen und Erklärungen des Autors zu folgen. Für Interessierte ergänzt er Literaturangaben durch Fußnoten, die auf wissenschaftliche Veröffentlichungen verweisen.

Dennoch lohnt die Lektüre, denn Markus beleuchtet den Themenkomplex sowohl aus biologischer, chemischer, physikalischer als auch aus einer astrologischen und geschichtlichen Perspektive. Wer gerne tief in komplexe Sachverhalte einsteigt, ist mit Mario Markus' Buch gut beraten.

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