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»Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit«: Leon ist 13¾ und »depri light«

In diesem Jugendroman geht es um große Themen wie Freundschaft, Tod, Mut und Sexualität – einfühlsam und humorvoll erzählt von Volker Surmann. Eine Rezension
Ein Junge schaut traurig ins Leere

Leons Lieblingsort in der Schule ist draußen zwischen der Turnhalle und dem Schulgarten – dort, wo ihn niemand sieht und er allein sein kann, wenn er allein sein möchte. Das ist zum Beispiel der Fall nach seinem »vergurkten« Ethik-Referat zum Thema Tod. Als die Lehrerin ihm eine zweite Chance gibt, will Leon es besser machen: Er begibt sich auf die Spuren eines rätselhaften Holzkreuzes auf einer Verkehrsinsel, das jemand nach dem tödlichen Unfall eines Radfahrers namens Lukas dort aufgestellt hat. Unter dem Kreuz brennt immer eine Kerze, und freitags bringt jemand frische Blumen. Wer tut das und warum? Unterstützung beim Referat bekommt Leon von seinem Mitschüler Rouven, einem schüchternen »Emo«, der Skinny Jeans von Darkday trägt und seine langen Haare »am liebsten von innen anguckt«.

In Leons Recherchen – »Detektivspiel« klingt zu kindisch, findet er – entfaltet sich Volker Surmanns Roman für Jugendliche ab zwölf. Es sind keine einfachen Begegnungen, die der Teenager bei seiner Suche nach Antworten macht. Der frühere beste Freund und die ehemalige Geliebte des Verstorbenen trauern ganz unterschiedlich und streiten sich deshalb immer wieder. Der Unfallfahrer ist »'ne arme Wurst« mit Alkoholproblem und Albträumen. Doch was ist schon leicht im Leben eines 13¾-Jährigen? Leons Mutter ist alleinerziehend und »hat's nicht so mit Sachen merken«, sein »blöder Vater« hat eine »neue Frau« und einen »besseren Sohn«, und immer wieder ballen sich in ihm schwarze Wolken zusammen und Traurigkeit quillt hoch. Er sei ein »depri light«, erklärt Leon seinen Leserinnen und Lesern. Deshalb gehe er jeden Donnerstag zu einer »Seelenklempnerin«.

Über Probleme sprechen

Surmanns erstes Jugendbuch ist keine leichte Kost. Nachts wacht Leon panisch auf, weil er begreift, dass er selbst irgendwann tot sein wird. Seine heimliche Liebe Edda scheint sich nicht für ihn zu interessieren. Und sein Freund Rouven verliebt sich in ihn und wird gemobbt, weil er schwul ist. Trotz großer und schwerer Themen wie Tod, Depression, Mobbing und Sexualität kommt der Roman leichtfüßig daher. Das liegt nicht zuletzt an Leons unbeirrbarem Humor und den bezaubernden Kapitalvignetten der Illustratorin Tine Schulz. Vor allem ist der Roman ein Buch, das Hoffnung und Mut macht. Leon und Rouven machen vor, dass Freundschaft stärker ist als die Schikanen von Mitschülern, dass es guttut, über Probleme zu sprechen, und dass auch Jungen Gefühle zeigen dürfen.

Am Ende des Buchs finden sich zahlreiche Kontaktdaten und Websites, an die sich junge Leserinnen und Leser wenden können, die ebenfalls »Depris« sind oder gemobbt werden. Fragezeichen hinterlassen lediglich die Tabletten, die Leon regelmäßig nimmt. Vermutlich handelt es sich um Antidepressiva – deren Verschreibung bei einer leichten juvenilen Depression jedoch ungewöhnlich erscheint. »Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit« ist ein einfühlsam erzählter Roman, der zum Nachdenken anregt und Heranwachsenden Kraft schenkt.

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