Ohne Nachklang
500 Jahre nach seinem Tod wird Leonardo da Vinci als Universalgenie gefeiert. Nicht nur begnadeter Maler sei er gewesen, heißt es, sondern auch visionärer Erfinder – beispielsweise des Autos, des Hubschraubers und der Dampfkanone.
Der Wissenschaftsautor Matthias Eckoldt räumt mit diesem Bild auf. Er schildert Leonardo als sympathischen Unruhegeist, der alles hinterfragte, genauestens beobachtete und für den das »Gottgegebene« in den Wissenschaften nicht existierte. Leonardo sei beseelt gewesen von dem in der Renaissance wieder erwachenden Forschergeist, der auf den Erkenntnissen von Griechen und Römern aufbaute.
Nicht völlig durchdacht
Aber, so Eckoldts gut recherchiertes Fazit, es gebe keinen historischen Beleg dafür, dass sich Leonardos Erfindungen in der Praxis bewährt hätten. Die meisten seien technisch nicht wirklich durchdacht gewesen, gar nicht erst in die Realität umgesetzt worden oder hätten sich später als untauglich erwiesen; einige seien zudem bereits vor seiner Zeit gemacht worden. Dies begründet der Autor, indem er die Skizzen und Schriften Leonardos detailliert analysiert und in einen technisch-historischen Zusammenhang stellt. Was den Erfinder Leonardo auszeichnete, so Eckoldt, seien zeichnerisches Talent, Akribie und die Perspektive in seinen technischen Skizzen gewesen.
Leider sind diese Skizzen in dem Buch mitunter zu klein dargestellt. Details, auf die der Autor Bezug nimmt, sind schlecht oder gar nicht erkennbar. Das macht die Zuordnung von Text zu Bild manchmal schwer.
Eckoldt geht auch auf »Leonardos Erbe« ein: Haben sich spätere Forscher und Ingenieure von den Skizzen und Schriften des Genies inspirieren lassen? Was ist aus seinen Erfindungen geworden? Auch hier fand Eckoldt kaum Belege dafür, dass Leonardo einen spürbaren Einfluss auf die Technik seiner Nachwelt hatte. In diesem wissenschaftshistorischen Zusammenhang ist das Buch sehr lesenswert.
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