»Lichtblick statt Blackout«: Die Kirschbaum-Strategie
Aus Sorge um unsere Zukunft steigen wir aus der Kernkraft aus. Wir wollen auf Kohlestrom verzichten und träumen davon, mit Elektroautos und Wärmepumpen den Planeten zu retten. Ob diese hochtrabenden Pläne wirklich dazu führen, unsere Welt vor dem allseits beschworenen Untergang zu bewahren, bezweifelt der Physiker und Kabarettist Vince Ebert in seinem Buch »Lichtblick statt Blackout«.
In 20 Jahren geht es der Welt besser als heute
Mit dem Weltuntergang fängt es an. Dass wir diesem nahe sind, glaubt Ebert ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Er ist überzeugt, dass der Zustand unseres Planeten in 20 Jahren besser sein wird als heute. Das erläutert er überzeugend anhand jener Katastrophen-Szenarien, die seiner Meinung nach in den Medien nur oberflächlich angerissen und meist bewusst dramatisiert werden. Dabei leugnet Ebert nicht den Klimawandel oder die Vermüllung durch Plastik und andere ökologische Probleme. Ganz im Gegenteil: Er stützt seine Argumentation auf naturwissenschaftliche Studien zu den Themen. Er ist aber überzeugt, dass wir clever genug sind, auf Veränderungen unserer Umwelt zu reagieren. Einige Prozesse, wie den Klimawandel, können wir nicht mehr rückgängig machen, ist Ebert überzeugt. Jedoch werden wir in der Lage sein, damit umzugehen. Etwa durch eine an höhere Temperaturen angepasste Landwirtschaft oder indem wir Pflanzen züchten, die Kohlendioxid besonders effizient in Sauerstoff umwandeln.
Wir müssen uns wohl oder übel eingestehen, dass wir nicht alle Probleme auf der Erde lösen können, meint Ebert. Vielleicht müssen wir uns auch eingestehen, dass unsere Welt viel zu komplex geworden ist und sie sich schon lange unserer bewussten Steuerung entzieht, überlegt er weiter. Wir befinden uns auf einem Supertanker und versuchen ihn mit ein paar Stechpaddeln von seinem Kurs abzubringen.
Eberts Buch liest sich kurzweilig. Manchmal tritt sein kabarettistischer Einschlag zu Tage und lässt uns an der ein oder anderen Stelle schmunzeln. Etwa dann, wenn er fragt, wie lange der Zeitraum denn ist, den man mit dem Begriff »Nachhaltigkeit« definiert. Nachhaltig für wie lange? Für 100 Jahre? Für 1000 Jahre, oder vielleicht sogar bis zum Karriereende von Thomas Gottschalk?
Ebert ist sich bewusst, dass seine Gedanken nicht bei allen auf Gegenliebe stoßen werden. Dennoch argumentiert er sachlich, beleuchtet viele Aspekte von mehreren Seiten und verweist in zahlreichen Fußnoten auf wissenschaftliche Studien zu seinen Ausführungen. Im Buch ruft er zum kontroversen Dialog auf – ein Privileg der freien Gesellschaften, das wir pflegen müssen, so der Autor.
Wir sollten uns ein Beispiel an Kirschbäumen nehmen, schreibt Ebert weiter. Für sich allein betrachtet ist ihre Strategie im Frühling absolut verschwenderisch, wenn sie blühen. Aber dadurch schaffen sie Lebensraum für 200 andere Arten, die dann erfolgreich ihre Gene verbreiten. So ähnlich sollten kluge Zukunftsstrategien aussehen, meint der Autor. Es müsse weniger Verbote geben, dafür mehr Förderung für den Erfindergeist und Offenheit für Technologie. Denn damit haben wir schon in der Vergangenheit die Zukunft gestaltet.
Eberts Buch macht Hoffnung, dass unsere Erde eine Zukunft hat. Es ist ein Appell zu mehr Mut, zu mehr Pragmatismus und Optimismus. Zurücklehnen sollten wir uns dennoch nicht. Wir müssen innovativ und flexibel bleiben, um den Wandel unserer Umwelt in den Griff zu bekommen, betont Ebert. Zum Glück gibt es kein Szenario, dass der Menschheit gute Ideen ausgehen werden.
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