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Buchkritik zu »Living Jewels«

Sie leben meist verborgen: gut getarnt in grünem Blattwerk, unter Herbstlaub oder auf der Rinde eines Baumes. Sie täuschen mit bizarren Farbmustern Gefährlichkeit vor oder wehren sich mit übel riechenden und schmeckenden Substanzen. Käfer sind eine Welt für sich. Mehr als 350000 Arten sind inzwischen beschrieben. Von vielen kennt man nur ein einziges Exemplar. Einige wenige richten große Schäden an, andere wurden früher zu kostbaren Gewändern verarbeitet. Ihre Schönheit regte schon immer zum Sammeln an. Im 19. Jahrhundert wurde daraus eine Leidenschaft. Selbst Charles Darwin (1809-1882) konnte an den Käfern noch viel über die Verwandtschaft der Arten lernen. Wie soll man nun auf nur 112 Seiten etwas von ihrem Zauber an den Leser eines Buches bringen? Durch Geschick in der Auswahl und fantastische Bilder! Die Autoren, der in Dänemark geborene Poul Beckmann (Bilder) und Ruth Kaspin (Text), arbeiten in Kalifornien als Grafik- und Schmuckdesigner, Fotografen und Computergrafiker. Das merkt man den Bildern sofort an. Auf 94 Tafeln werden Vertreter von 84 Arten stark vergrößert dargestellt. Sie stammen aus den neun (Unter-)Familien mit den spektakulärsten Arten: Rosen-, Dung-, Gold-, Nashorn-, Bock-, Pracht-, Rüssel-, Schnell- und Laufkäfer. Sie kommen aus aller Welt, vornehmlich aus den Tropen. Drei Arten vertreten Europa. Der Titel des Buches ist etwas ungenau. Die Fotos stammen nicht von lebenden Tieren, sondern von perfekt präparierten (Museums-)Exemplaren. Sie wurden von oben, gelegentlich auch von der Seite gegen einen neutralen weißen Hintergrund aufgenommen. Nur ein ganz feiner Schlagschatten deutet den Raum an. Das aber bringt die überwältigende Schönheit erst voll zur Geltung. Jede einzelne Tafel könnte man rahmen und an die Wand hängen. Mehreren Abbildungen sind zur Erhöhung der grafischen Wirkung Ausschnittsvergrößerungen der Deckflügel zur Seite gestellt – gelegentlich so stark vergrößert, dass einzelne Pixel sichtbar werden. Über die Kulturgeschichte der Käfer hätte man gerne mehr interessante Details erfahren, als in den mageren sieben Seiten Text enthalten ist. Aber diese kleinen Mängel können den Wert des wahrhaft prächtigen Bandes nicht schmälern. Schade, dass nur so wenige Tiere vorgestellt werden.
  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 10/2002

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