»Deine Püschose war blöd!«
Keiner kann Kims Leibspeise (Nudeln mit Tomatensoße) so gut kochen wie Mama. Doch plötzlich schmeckt das Essen nicht mehr, und Kims Mama verhält sich immer öfter komisch. Oder ist es normal, an der Wand zu lauschen? Sich hinter Autos zu verstecken? Und die Strickjacke nach Mikrofonen abzusuchen? Was erst noch lustig war, macht Kim inzwischen Angst. Gut, dass Hilfe kommt!
Hinter der feinfühligen Sprache und den fröhlichen Farben des Kinderbuchs versteckt sich ein schwieriges Thema. Schriftstellerin Karen-Susan Fessel und Illustrator Heribert Schulmeyer erzählen darin für Kinder ab fünf Jahren, wie ein Mädchen die psychotische Krise seiner Mutter erlebt – und wie beide diese am Ende bewältigen. Der geschilderte Krankheitsverlauf steht exemplarisch für viele: erste Frühwarnzeichen, sozialer Rückzug, Konflikte, überforderte Angehörige. Und schließlich der Gang in die Psychiatrie.
Beim Erzählen gelingt den Autoren etwas Elementares: Trotz ihrer Erkrankung bleibt Kims Mutter zu jeder Zeit Mutter – und wird nie zur »Verrückten« deklariert. Die Atmosphäre zwischen ihr und Kim bleibt in Sprache wie in Bildern warm. Einige wenige (fachvokabularfreie) Hintergrundinfos haben Mitarbeiter des Berliner Vereins Stimmenhören e. V. auf den letzten Seiten zusammengefasst. Eine der Aussagen: Eltern lieben ihre Kinder auch in der Psychose. Und – das wird deutlich – Kim ihre Mama ebenso. Dass deren komisches Verhalten keine Absicht war, hat sie nach Mamas Rückkehr aus dem Krankenhaus längst verstanden: »Du warst nicht blöd, deine Püschose war blöd!«
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