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Wir werden auf dem Mars gelandet sein

Großformatige Bildbände über den Mars gibt es etliche. Alle haben eines gemeinsam: Sie sind einfach schön. Man kann optisch eigentlich auch nicht viel falsch machen – die Auswahl an spektakulären Aufnahmen vieler gelungener Marsmissionen ist riesig. Fehlt nur noch etwas Text.

Angesichts der Flut an Marsbüchern sollte man sich für ein weiteres etwas Besonderes einfallen lassen. Vielleicht ein interessantes Konzept? Dem renommierten Verlag National Geographic und seinem Autor Leonard David ist dies gelungen. David ist ein bekannter Wissenschaftsjournalist, der seit Jahrzehnten über Weltraumforschung berichtet. 2010 bekam er dafür den National Space Club Press Award. Die Erwartungen an sein fast 300-seitiges Werk sind also hoch.

Von TV zu Print

Der Untertitel macht deutlich, worum es geht: die Besiedlung des Mars. Doch warum ist er in der Vergangenheitsform "besiedelten" formuliert? Im Vorwort klärt uns Regisseur Ron Howard über die Hintergründe auf; ihm verdanken wir etwa den spannenden Film "Apollo 13". Howard und David kamen vor einiger Zeit auf die Idee, eine fiktive Fernsehserie über die erste bemannte Marsmission und ihre Probleme zu drehen. Die sechs Folgen des Dokudramas liefen im amerikanischen TV-Sender National Geographic; das vorliegende Werk ist das Sachbuch zur Serie.

Das großformatige Werk ist in sechs Kapitel (Episoden) aufgeteilt, sie beschreiben die einzelnen Phasen der Mission. Es gibt viele Bilder – reale und fiktive – und eher wenig Text. Die eingestreute Rubrik "Helden" stellt auf jeweils einer Seite insgesamt 14 Experten vor. Das Spektrum ihrer Fachgebiete reicht von Raumfahrt, Astronomie, Astrogeologie, Astrobiologie, Medizin, Politikwissenschaft, Wirtschaft bis hin zur Psychologie. Letztere ist bei langen, belastenden Raumflügen nicht zu unterschätzen! Unter den "Helden" sind berühmte Namen wie Buzz Aldrin, neben Neil Armstrong der erste Mensch auf dem Mond. Natürlich kommen auch "Heldinnen" zu Wort, etwa Cassie Conley, Planetenschutzbeauftragte der NASA, oder Janine Cuevas, leitende Materialbedarfsplanerin am John C. Stennis Space Center. Das zeigt, welch breite Palette das Buch bietet.

Landung mit Komplikationen

Bevor es losgeht, bekommen die Leser vier doppelseitige Marskarten zu sehen. Die hierauf folgenden Erlebnisse der fünfköpfigen Crew bilden den Rahmen für zahlreiche Informationen rund um den Mars, die Raumfahrt und Planetenforschung im Allgemeinen. Realität und Fiktion wechseln sich immer wieder ab – ein interessantes Konzept. Im ersten Kapitel "Ein riesiger Sprung" geht es um die aufwändige Planung einer Marsmission und deren vielfältige Gefahren. Der anschließend geschilderte Flug verläuft relativ reibungslos. Bei der Landung gibt es aber Probleme: Das Ziel wird verfehlt und ein Mitglied der Crew verletzt sich. Wie es weitergeht, sei an dieser Stelle nicht verraten. Die Kapitelbezeichnungen – "Kurs auf den Mars", "Heimatbasis", "Zeichen von Leben", "Global Vision" und "Marsland" – geben aber schon erste Hinweise.

Das Buch ist spannend und informativ zugleich und lässt nichts Wichtiges aus. Die Leser (oder besser: Betrachter) benötigen keine speziellen Vorkenntnisse. David ist eine gute Mischung aus Bildern, Texten, Fakten und Spekulationen gelungen; die Meinungen der vorgestellten Experten tragen dazu einiges bei. Im Anhang findet sich eine chronologische Zusammenstellung aller bisherigen Marsmissionen; ein umfangreiches Register sorgt für Übersicht. Alles ist auf dem aktuellen Stand. Die darüber hinaus gehenden, fiktiven Elemente erscheinen alles andere als weit hergeholt: Genau so könnte eine Marsmission irgendwann einmal ablaufen. Recht hat Howard, wenn er im Vorwort schreibt: "Das ist nicht Science Fiction – das ist Wissenschaft." Ab dem 13. November wird die Serie über den National Geographic Channel auch im deutschsprachigen Fernsehen zu sehen sein. Bis dahin kann man sich die Zeit mit diesem edlen Buch vertreiben.

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