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»Mittelmeer«: Das Mittelmeer – nicht nur für Kinder

Bunt und vielfältig wie das Mittelmeer: Katharina Vlceks »All-Age-Buch« ist mit wunderschönen Zeichnungen ausgestattet und mit viel Wissen gespickt. Empfehlenswert.
Santorini gilt als Inbegriff griechischer Idylle: Weeiße Häuser strahlen im warmen Abendlicht, der Blick geht auf die Bucht mit tiefblauem Wasser. Im Vordergrund sind rote Blumen

Gerade mit den Augen von Kindern betrachtet, ist das Mittelmeer ungeheuer groß! Und so passt auch das Buch von Katharina Vlcek nicht einfach in eine übliche geräumige Tragetasche, denn es ist sehr großformatig. Doch das erscheint angemessen, denn das »kleine« Meer vor Spanien, Italien, Marokko oder der Türkei ist schließlich auch riesig – und zwar in seiner Vielfalt. Vlcek stellt die mediterranen Länder wie kleine Stippvisiten vor. Und es macht viel Spaß, in diesem Buch zu lesen, da man nicht nur vieles entdecken, sondern sich auch wunderbar in den farbigen Zeichnungen verlieren kann! Die studierte Illustratorin Vlcek hat ihr Werk so schön und farbenfroh wie ein Kinderbuch gestaltet. Gleichzeitig steckt es voller Sachwissen – auch für Erwachsene. Es handelt sich also um ein sogenanntes All-Age-Buch, wie es der Verlag beschreibt.

Auf einer großen Doppelseite breitet Vlcek jeweils ein Hauptthema aus. Sie startet mit einer großen Übersicht über die Mittelmeerländer. Dazu malt sie das Mittelmeer zentral auf zwei Seiten und fügt rund um das blaue Nass kurze Notizen an. Dazu gehören Zahlen, aber auch kurze Informationen, etwa zu dem Ort, an dem die erste Moschee stand, oder zur Herkunft des Namens der Iberischen Halbinsel.

Immer wieder streift Vlcek kenntnisreich die Geschichte der Mittelmeerländer: ihre Religionen, die Geschichte ihrer Besiedlung, die Zeugnisse der großen Kulturen. Die Autorin stellt zudem einzelne Städte wie Venedig oder Tel Aviv-Jaffa vor und schildert zum Beispiel die Kämpfe gegen die französische Kolonialmacht in Algerien. Zu den schönen Dingen, über die sie schreibt, gehört der Bericht über die Modedesignerin Coco Chanel, die an der Côte d’Azur ihre neuen Modelle entwarf. Und natürlich finden auch die mediterranen Gaumenfreuden Erwähnung: Pistazieneis, Kaffee, Oliven und Öl. Abhandlungen über die tierischen Lebensräume an Land und im Meer bereichern das Buch; hier tauchen dann die säubernde Seegurke, Salzpflanzen, leichenblasse Korallen und schlaue Fische auf. Auch das Hochleistungsgehirn von Delfinen wird näher betrachtet, und es werden Fragen thematisiert, die wir uns so vielleicht noch nie gestellt haben. Oder haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wieso Algen in der Rasenkoralle leben?

Bald mehr Müll als Fische

Vlcek greift auch andere Themen auf, die mit dem Mittelmeer verbunden sind, wie die Geschichten von Vertreibungen jüdischer, armenischer oder arabischer Menschen. Sogar ein kurzer Hinweis auf das einstige Flüchtlingslager Moria auf Lesbos findet sich im Buch. Zur Geschichte Israels gelingt Vlcek eine ausgewogene Balance in der Betrachtung. Außerdem schreibt sie über den Müll, der unterm Strich bald mehr Gewicht als die Fische auf die Waage bringt, die Angst vor Fluten oder dem Klimawandel – all dies und auch das Wissen darum finden Platz in dem großen Buch. Die Autorin hat so nicht nur ein gestalterisch hochwertiges Werk erschaffen, das ein genussvolles Schauen erlaubt, auch die vielfältige Mischung aus kurz angerissenen Themen überzeugt. Ursprünglich ist das Buch übrigens als Masterarbeit an der HAW Hamburg entstanden.

Immerhin: In eine Strandtasche passt das Werk dann doch. Nach seiner Lektüre wird dem einen oder anderen sicher noch einmal bewusster, dass das Mittelmeer sehr viel mehr ist als nur eine Urlaubsregion mit traumhaften Stränden.

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