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»Modulare Psychotherapie«: Flexibler heilen - Für eine Psychotherapie nach dem Baukastenprinzip

Individuell zugeschnittene Behandlungspläne mit verschiedenen Bausteinen oder Modulen statt Psychotherapie von Störungen nach Standardverfahren – das propagiert dieses Buch. Eine Rezension.
Therapeutin macht sich Notizen, im Hintergrund sitzt eine Patientin

Die Psychotherapie ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Einerseits lösen sich die Grenzen zwischen den einzelnen Therapieschulen wie etwa den tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen oder systemischen Verfahren zunehmend auf. Andererseits stehen statt klar voneinander abgegrenzter Diagnosen heute eher individuelle Konstellationen und Ressourcen im Fokus der Behandlungen.

Das Ziel lautet, die spezifische Problemlage eines Menschen, der sich in Psychotherapie begibt, sei dieser nun primär depressiv, angst- oder essgestört (um nur Beispiele zu nennen), in den relevanten Bereichen anzugehen: Wie kann derjenige seine Gefühle und Impulse besser regulieren? Wie lassen sich Verzerrungen im Denken und Wahrnehmen reduzieren? Welche ungünstigen Beziehungsmuster gilt es zu überwinden? 

Statt einer definierten Störung ein Standardverfahren »überzustülpen«, geht es darum, flexibel auf die Bedürfnisse von Hilfebedürftigen einzugehen. Oder sollte man besser sagen: Darum müsste es gehen? Denn diese Erkenntnis hat sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt.

So fordern Krankenkassen wie auch Therapieleitfäden nach wie vor eindeutige Etiketten. Zugleich sind viele Behandelnde angesichts der großen Bandbreite von verfügbaren Tools und Techniken überfordert und suchen ihr Heil gern im »Schema F« – eben der liebgewonnen Schullehre. Seit einigen Jahren bemühen sich Therapieforschende deshalb verstärkt, einen gut handhabbaren, evidenzbasierten Werkzeugkasten zur Verfügung zu stellen. Dem gleichen Anliegen ist der Herausgeberband »Modulare Psychotherapie« der ausgewiesenen Expertinnen Sabine Herpertz und Elisabeth Schramm gewidmet.

Studien belegen, dass mehr als die Hälfte aller Patientinnen und Patienten komorbid sind – also mit parallelen, sich überlappenden Problemen wie einer Depression plus Ängsten, Zwängen oder sozialen Einschränkungen kämpfen. Umgekehrt spricht jeder Dritte auf die Behandlung nicht an; bei zwei von dreien lässt sich zwar eine Linderung, jedoch keine Heilung feststellen.

Das sollen individuell zugeschnittene Behandlungspläne mit verschiedenen Bausteinen oder Modulen verbessern. Manche betreffen Grundlegendes wie die Motivation oder die therapeutische Beziehung. Andere zielen auf Wirkfaktoren wie Sozialkompetenz, Stressregulation, Selbstwertgefühl und störungsspezifische Ansatzpunkte, etwa die Anregung zu genussvollen Aktivitäten oder die Konfrontation mit Ängsten.

Der Band richtet sich an therapeutisch Tätige sowie angehende Behandelnde. Er bietet zwar keinen Leitfaden, wie man Psychotherapie gemäß einem modularen Ansatz konkret betreibt (das würde den Rahmen einer so knappen Übersicht sprengen). Er erklärt jedoch wichtige wissenschaftliche Hintergründe und Ziele, die noch stärker in die Aus- und Weiterbildung einfließen sollten. Auf dass in der Therapie weniger die Theorie als der bzw. die Einzelne zählt.

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