»Mondlandschaften«: Lunare Streifzüge
Der Mond steht auf dem Reiseplan so manch ambitionierter Raumfahrtnation. Momentan mit unbemannten Sonden. Doch die Ziele sind weit ehrgeiziger. Die Anstrengungen nehmen zu, wieder Astronauten zum Begleiter der Erde zu schicken. Seit Ende 1972 hat kein Mensch mehr den Erdtrabanten betreten. Doch das bedeutet nicht, dass seine Erforschung in den vergangenen Jahrzehnten nicht bedeutend vorangekommen ist.
Eindrucksvoll zeigt das das Buch „Mondlandschaften“ von Thorsten Dambeck. Der Physiker und Wissenschaftsjournalist präsentiert in seinem opulenten Bildband ein umfassendes Porträt des Mondes. Neben großformatigen, hoch aufgelösten Bildern von Satelliten und präzisen Karten stellt Dambeck die aktuelle internationale Erforschung des Trabanten vor und erläutert, wie es künftig weitergehen könnte mit seiner Erkundung, ja vielleicht sogar Besiedelung.
Eine Perspektive für die dauerhafte Präsenz von Menschen auf dem Mond könnte in winzigen Plastikschälchen, gefüllt mit Mondsubstrat, liegen. Aus ihnen wuchs im März 2022 Schotenkresse. Der Coup gelang Anna-Lisa Paul und ihrem Team von der University of Florida. Damit kultivierten die Forscher zum ersten Mal Pflanzen auf echtem Mondboden. Diesen hatten NASA-Astronauten von Apollo 11, 12 und 17 eingesammelt. Die US-Wissenschaftler fanden heraus, dass das Wachstum der Kresse von der Beschaffenheit des Bodens abhing, also davon, wie lange das Substrat dem Sonnenwind und kosmischer Strahlung ausgesetzt war. Eines aber hatten alle Pflanzen gemeinsam: Sie litten unter großem Stress, was sich deutlich an der Pigmentierung ihrer Blätter zeigte. Doch allein das Wachstum der Pflanzen im Mondstaub war eine kleine Sensation.
Ob eine ständige Besiedelung des Mondes nun wirklich Realität wird, das steht trotz allem buchstäblich noch in den Sternen. Vorerst müssen wir uns mit Fernerkundung zufriedengeben. Deren Ergebnisse sind nicht weniger spannend. Ausführlich stellt Dambeck vor, was man an kartografischen und geologischen Erkenntnissen über den Erdtrabanten schon alles zusammengetragen hat. Oberflächlich scheint der Mond ebenso exakt kartiert wie die Erde. Davon kann sich der Leser anhand der vielen detailreichen Bilder und gut verständlichen Erklärungen zur Geologie und Geografie des Trabanten selbst ein Bild machen. Ein besonderes Schmankerl sind dabei die zahlreichen 3-D-Bilder und die mitgelieferte 3-D-Brille. Sie lassen die lunaren Landschaften mit einem Wow-Effekt aus dem Buch auftauchen. Da öffnen sich auf einmal tiefe Täler und Kraterlandschaften, gleich daneben erheben sich silbrig-graue Berge.
Als besonders lesenswert entpuppen sich gegen Ende des Buches die Kapitel über die Vorstellung anderer Monde im Sonnensystem. In den Weiten des Universums tummeln sich exotische Welten, wo Vulkane Feuer und Schwefel spucken oder es flüssiges Erdgas vom Himmel regnet. Ja, sogar Biomoleküle wurden schon in einem verborgenen Meer eines Saturnmondes gefunden.
Und zu guter Letzt erhält man Tipps, wie man selbst den Mond von der Erde aus erkunden und studieren kann. Das nimmt der Materie die Abstraktion, lässt unseren Begleiter in greifbare Nähe rücken und verschafft ihm eine Menge Sympathie.
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