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»Monsieur Orient-Express«: Mut im Orient-Express

Ein historischer Roman über den Mann, der den Orient-Express erträumte und seine Ideen gegen alle Widerstände verwirklichte – perfekte Reiselektüre!
Eine Dampflokomotive in einem alten sepiafarbenen Foto.

Er ist Belgier, spricht mehrere Sprachen fließend, trägt einen markanten Bart und nimmt, um sein Ziel zu erreichen, notfalls einen Umweg – denn er lässt sich grundsätzlich nicht beirren. Er ist der Mann mit dem Orient-Express. Ohne Mord. Denn es ist nicht Hercule Poirot. Sondern Georges Nagelmackers.

Nagelmackers ist deutlich weniger bekannt als sein fiktiver Landsmann. Aber ohne ihn hätte es Agatha Christies Mord im Orient-Express mit Hercule Poirot nie gegeben. Und das ist nicht die einzige Geschichte, zu der der Zug aller Züge inspiriert hat. Dabei ist schon die Geschichte von Nagelmackers selbst vollkommen fantastisch. Züge, wie Hotels mit Betten und Esszimmern, wollte er durch Europa und die ganze Welt schicken. Essen in Zügen! Schlafen in Zügen! Verrückte Idee, finden die Zeitgenossen.

Wie er es schaffte, seinen Traum auf die Schienen zu bringen, davon erzählt der historische Roman »Monsieur Orient-Express. Wie es Georges Nagelmackers gelang, Welten zu verbinden« von Gerhard J. Rekel. Rekel erzählt das ganze Leben von Nagelmackers, von der Geburt 1845 bis zum Tod 1905, von der ersten Begegnung mit großen Dampflokomotiven bis zur letzten Fahrt im Sarg mit einem Train Spécial. Es ist die Geschichte eines Träumers, der nicht aufgibt, obwohl alle Umstände gegen ihn sprechen. Und der es gegen alle Wahrscheinlichkeit schafft, Luxuszüge durch die Welt zu schicken und dem Reisen einen neuen Nimbus zu verleihen.

Der größte Widerstand im Leben von Nagelmackers ist auch gleich der erste: Sein Vater, Direktor der größten Bank Belgiens, könnte seinem Sohn eigentlich alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Stattdessen packt er noch ein paar dazu und wendet sich gegen alles, was Georges anfängt. Vater und Sohn sind sich praktisch nie einig. Statt Finanzen zu studieren, geht der Junge ins Ingenieurstudium, statt ins Familienunternehmen einzusteigen, träumt er von Zügen. Dabei hat er nicht grundsätzlich etwas gegen die Familie: Er verliebt sich in seine ältere Cousine. Der Vater ist entsetzt über die Affäre und schickt den Jungen zur Ausnüchterung in die USA.

Der Plan, Georges durch die Fernreise auf den rechten Weg zu führen, geht ordentlich schief: Georges reist kreuz und quer durchs Land und entdeckt seine nächste große Liebe: Nachtzüge, Schlafwagen, Fernreisen. Wieder ist der Vater nicht begeistert. Einen Zug will der Junge bauen lassen. Mit Speisewagen. Was für eine absurde Idee. Mit Schlafwagen. Wozu? Schlafwagen gab es in Amerika doch schon. Der mächtige Vater dachte nicht daran, den Quatsch zu unterstützen. Er war davon überzeugt, sein Junge hatte eine verrückte Idee, und die auch noch zum falschen Zeitpunkt.

Zug der Träume

Nagelmackers’ Vorstellung vom Schlafen auf Schienen war tatsächlich neu: In den Pullman-Wagen in den USA schlafen Fremde Seite an Seite, eng, ungeschützt, eine Toilette gibt es auch nicht. Georges träumte von Schlafwagen mit abschließbaren Abteilen, mit gepolsterten Sesseln und Bettwäsche, mit Waschraum und Toilette, mit Schlafwagenschaffner, der am Morgen Kaffee und Croissants bringt. Und draußen vor dem Fenster fliegt im Morgenlicht die Landschaft vorbei. Wer sich jetzt an die Orient-Express-Verfilmung erinnert fühlt, hat Recht und weiß auch schon: Am Ende hat Nagelmackers es geschafft, das Gefühl von Reisen neu zu erfinden.

Mit 27 Jahren gründet er die Schlafwagengesellschaft Compagnie Internationale des Wagons-Lits. Am 4. Oktober 1883 stand der Orient-Express zur Premierenfahrt mit Prominenten und Journalisten am Gare de l’Est in Paris bereit. Ein Luxuszug und eine Legende. Sein Zug der Träume ratterte, nach vielen Jahren der Umwege, zweimal pro Woche in weniger als 80 Stunden von Paris nach Konstantinopel. Und das in einer Zeit, in der die meisten Menschen einen Radius von vielleicht 20 Kilometern hatten. Länger hielten sie es in den rumpeligen Postkutschen einfach nicht aus.    

Über Grenzen, gegen Widerstände

Wie unwahrscheinlich es war, dass ein Zug diese unglaubliche Strecke schaffte, können wir uns heute schwer vorstellen. Es ging nicht nur darum, in Zeiten von Kriegen und Konflikten Grenzen zu überwinden, es gab auch tausende technische, organisatorische, diplomatische und finanzielle Probleme, die alle Pläne fast unmöglich machten. Nagelmackers überzeugte Finanziers, Aktionäre, Könige, Präsidenten und Gauner mit seinen Prototypen, er netzwerkte, er suchte und fand Geld, er stellte die richtigen Leute ein und hatte, wenn es mal wieder knapp wurde, immer wieder neue Ideen. Er nahm immer wieder Umwege und kam schließlich zum Ziel.

»Monsieur Orient-Express« ist ein Roman über Widerstände, über unterschiedliche Spurrillen und Bremssysteme, über Achsen, Sesselfederungen, über Dampf und quietschende Bremsen, Abenteuer, Überfälle, Konstantinopel, Luxus und den Mut, etwas ganz Neues zu probieren. Ein Roman für Reisende. Am besten im Zug, am besten erster Klasse Richtung Orient.

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