Direkt zum Inhalt

Musikalischer Irrgarten

Claudia Spahn und Bernhard Richter leiten das Freiburger Institut für Musikermedizin. Beide sind sowohl Musiker als auch Ärzte und wissen nur zu gut, wie wohltuend Melodien und Harmonien auf den Menschen wirken können. Bereits im Vorwort erläutern sie, warum Musik keineswegs ein Luxusgut ist, sondern ein "Grundnahrungsmittel". Von der ersten bis zur letzten Seite sprüht ihr Werk vor Enthusiasmus – eine wahre Liebeserklärung an die Tonkunst in all ihren Facetten.

Die Autoren greifen ein paar ihrer Lieblingsstücke heraus und versuchen, dem Leser deren Wirkungsweise und Faszination nahe zu bringen. Sie schwärmen von berühmten Sängern wie Elvis Presley, erläutern den Einsatz der Filmmusik in Walt Disneys "Das Dschungelbuch" und widmen sich ausführlich Mozarts "Zauberflöte". Hier und da flechten sie evolutionsbiologische Fakten zu Ohr, Hörsinn und Spracherwerb ein. Zudem präsentieren sie Befunde, die erklären helfen, warum Musik zu hören, zu singen und zu spielen die Entwicklung und Gesundheit fördert sowie die Stimmung aufhellt – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Spahn und Richter werben für mehr "Kulturpraxis des gemeinschaftlichen Singens".

Mit Leidenschaft, doch ohne roten Faden

Die Auswahl der lose nebeneinander gestellten Themen ist erkennbar durch persönliche Vorlieben motiviert. Das ist soweit in Ordnung – schließlich lässt sich die Liebe zur Musik kaum objektiv beschreiben. Gerade der persönliche, schwärmerische Zugang wird viele Leser mitreißen.

Dennoch tritt mit fortschreitender Lektüre immer deutlicher als Manko hervor, dass die Inhalte nicht zusammenhängen. Alle haben irgendwie mit Musik zu tun – doch darüber hinaus findet sich kein verbindendes Element. Klare Thesen und systematische Begründungen sucht man in dem liebevoll geschriebenen Band vergeblich. Spahn und Richter springen kreuz und quer von der medizinischen in die musikhistorische, von der evolutionsbiologischen in die subjektiv-schwärmerische Perspektive. Hier ein Gedicht, da ein kleiner Exkurs, zwischendrin eine Prise Harmonielehre. Und alles gespickt mit Verweisen auf andere Sachbücher, statt selbst einmal weiter in die Tiefe zu gehen. Obendrein machen umständliche Formulierungen und eine Unmenge an überflüssigen Gedankenstrichen wie Anführungszeichen die Lektüre holprig.

Auch wenn wissenschaftlicher Tiefgang nicht die Intention dieses kurzweiligen Werks gewesen sein dürfte: Es fehlt eine zusammenhängende Argumentation, ein roter Faden. Obwohl die Begeisterung der beiden Autoren spürbar ansteckt und Spaß macht, wäre etwas mehr inhaltliche und sprachliche Ordnung dem Werk zuträglich gewesen.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wie Psychopharmaka das Gehirn verändern

Wie wirken Antidepressiva, Neuroleptika und Psychostimulanzien auf das Gehirn? Psychopharmaka bringen schnelle Linderung bei psychischen Störungen, doch die langfristigen Folgen auf unser Denkorgan sind noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem: Süßwasser unter dem Meer. Ein Weg aus der Wassernot?

Gehirn&Geist – Musikalität

Manche Menschen können schon mit vier meisterhaft Klavier spielen, anderen fällt es zeitlebens schwer, im Takt zu klatschen. Was bestimmt, wie musikalisch wir sind? Welche Rolle spielen dabei die Gene, welche das Elternhaus, und wie wichtig ist eisernes Üben? Außerdem: Wenn Geiseln Zuneigung für ihre Peiniger entwickeln, ist schnell die Rede vom »Stockholm-Syndrom«. Handelt es sich dabei wirklich um krankhaftes Verhalten, wie der Ausdruck »Syndrom« suggeriert? Nach Überzeugung einiger Mediziner bekämpft Botox nicht nur Falten, sondern auch Depressionen. Es gibt aber Kritik an dieser Theorie. Wie gesund ist Yoga wirklich? Der Psychologe Holger Cramer erforscht die Wirkung von Yoga auf Körper und Geist und deckt dabei ebenso die Grenzen auf. Im Gehirn repräsentieren einzelne Neurone jeweils bestimmte Zahlen. Ein bislang unbekannter Mechanismus könnte dafür sorgen, dass dieser Zahlensinn bis zur Anzahl von vier kaum Fehler macht.

Gehirn&Geist – Resilienz - Was stärkt uns für schwierige Zeiten?

Zum Leben gehören neben Höhen auch Tiefen. Wie können wir solche negativen Ereignisse überstehen? Erfahren Sie, wie Stress den Darm trifft und was hilft, die Beschwerden zu lindern. Warum ältere Menschen oft stressresistenter sind und was jeder daraus lernen könnte. Wann uns ein Trauma nicht zerbricht, sondern wir am Widerstand wachsen. Wie Genussfähigkeit mit negativen Gefühlen, Leistung und Lebenserfolg zusammenhängt. Warum Tanz und Musik wie Lebenselixiere wirken. Oder ob Haustiere uns wirklich glücklich machen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.