Auf dem Weg zu sich selbst
Psychotherapie ist eine Möglichkeit, sich selbst besser kennen zu lernen, findet der Gestalt- und Traumatherapeut Ulrich Trebbin. In seinem Buch möchte er zeigen, dass so gut wie jeder Mensch von einer Therapie profitieren kann – und die Angst davor nehmen, um Hilfe zu fragen, wenn man sie benötigt.
Zunächst geht der Autor darauf ein, welche Fragen sich vor Beginn einer Therapie stellen: Brauche ich überhaupt eine? Welche Form und welcher Therapeut sind für mich richtig? Was ist, wenn ich schon eine Therapie hinter mir habe? Anschließend beschreibt er ausführlich die Behandlung selbst und geht auf die wichtige Beziehung zwischen Patient und Therapeut ein sowie darauf, was am Ende der Sitzungen entscheidend ist.
Aus zwei Blickwinkeln geschildert
Trebbin schreibt aus zwei Perspektiven, denn er ist sowohl Psychotherapeut als auch Patient. Er erzählt offen von seinen Gefühlen und falschen Erwartungen sowie von vielen Fallbeispielen. Immer wieder betont er, dass auch Therapeuten nur Menschen sind und Fehler machen können. Gerade für solche Fälle regt er zu einem ehrlichen Umgang miteinander an.
Andere Aussagen des Autors wie »Viele Menschen glauben, sie hätten eine schöne Kindheit gehabt« sind allerdings fragwürdig und scheinen Menschen kollektiv zu pathologisieren. Besonders, da dieser »Glaube« als Mythos beschrieben wird, als Schutzmechanismus für sich selbst und die Eltern. Meint Trebbin wirklich, dass niemand eine glückliche Kindheit haben kann?
Überhaupt kommen Eltern in dem Buch nicht gut weg. Natürlich machen sie hin und wieder Fehler, die ihnen manchmal beim Umgang mit den Kindern im Weg stehen. Trebbin schießt jedoch weit übers Ziel hinaus, indem er Eltern offenbar als primäre Quelle aller negativen Eigenschaften und Gefühle sieht.
Auch von Medikamenten ist der Autor nicht überzeugt. Er erklärt zwar, dass sie für manche Menschen notwendig sind. Gleichzeitig führt er aber detailliert aus, wie risikoreich und suchtauslösend sie sein können. Sicher ist es wichtig, über Nebenwirkungen und Risiken von Arzneimitteln zu sprechen und diese gegen den Nutzen abzuwägen. Sich allerdings derart auf das Negative zu fokussieren, ist kontraproduktiv – schließlich gibt es Patienten, die allein mit Psychotherapie nicht weiterkommen.
Trotz alledem liefert »Mut zur Psychotherapie!« manchen Denkanstoß und praktischen Tipp und kann daher jenen nutzen, die eine Therapie in Betracht ziehen oder sich allgemein für das Thema interessieren, etwa um nahestehende Menschen, die diesen Weg gehen, besser zu verstehen.
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