Parkinson: Liebeserklärung an das Leben
Christian Jung ist Mitte 40, als er – trotz mancher Vorzeichen für ihn völlig überraschend – die Diagnose Parkinson erhält. Zehn Jahre später, als ihm Medikamente nicht mehr ausreichend helfen, lässt er sich einen Hirnschrittmacher einsetzen, der ihm, wie er sagt, ein zweites Leben schenkt.
Der Autor beschreibt seinen Weg von der Diagnose bis zur erfolgreichen Operation. Dabei gewährt er nicht nur persönliche Einblicke, was die Krankheit für die Betroffenen und das Umfeld bedeutet, sondern liefert auch jede Menge Fakten. Denn der promovierte Biologe hat sich als Wissenschaftsjournalist zudem beruflich mit seiner Erkrankung auseinandergesetzt. Auf diese Weise ist ein Buch entstanden, das die Krankheit in ihrer Gesamtheit abdeckt und gleichzeitig durch seine Offenheit berührt.
Gegliedert ist das Werk in die drei großen Bereiche »Therapie und Wirkstoffe«, »Ursachen und Auslöser« sowie »Alltag und Versorgung«. Neben der medikamentösen Behandlung geht der Autor auf Bewegungs- und Tanztherapie, Logopädie, Atem- und Schlucktherapie sowie geeignete Sportarten für Parkinsonpatienten ein. Ein ausführliches Kapitel widmet er der tiefen Hirnstimulation, die ihm selbst geholfen hat. Dafür werden Mikroelektroden in das Gehirn implantiert. Da der Patient während der Operation bei Bewusstsein ist, kann Jung den Eingriff detailliert schildern.
Unterschiedliche Schrifttypen grenzen seine Krankheitsgeschichte von gründlich recherchierten und verständlich vermittelten Fachinformationen ab. Am Ende jeden Kapitels zieht er ein Fazit und schildert, welche Methoden bei ihm zum Einsatz kamen oder was ihm persönlich geholfen hat. Dabei verschweigt er nicht seine Zweifel und Frustration, beispielsweise als er sich nach der Diagnose erst einmal alleingelassen fühlte. Auf der anderen Seite stellt er Einrichtungen vor, mit denen er gute Erfahrungen gemacht hat, und nennt sogar Fachpersonal namentlich, das ihn mit viel Einsatz, Fachkenntnis und Empathie begleitet hat.
Sein Werk richtet sich nicht ausschließlich an Menschen mit Parkinson, sondern auch an Angehörige und Freunde, die die Erkrankung verstehen und die Betroffenen besser unterstützen möchten. Alle, die noch tiefer einsteigen wollen, finden auf der Homepage des Verlags zusätzliche Informationen zu im Buch markierten Stichpunkten.
Wichtige Denkanstöße
Der Autor liefert Ideen, wie sich die Patientenversorgung in Deutschland verbessern lassen könnte. Und er gibt wichtige Denkanstöße, was es bedeutet, gesund zu sein, und wie sich der Umgang mit behinderten und erkrankten Menschen in unserer Gesellschaft verändern sollte. Seine Überlegungen betreffen also auch Menschen mit anderen Beeinträchtigungen durch Krankheit, Unfall oder Alter. So seien beispielsweise Ansätze, Arbeitsplätze »behindertengerecht« zu gestalten, oft gut gemeint, aber wenig hilfreich, weil die Betroffenen nicht gefragt werden. Jungs Gedanken darüber, wie das Leben trotz Einschränkungen weiterhin als lebenswert, vielleicht in manchen Aspekten sogar als besonders bereichernd betrachtet werden kann und wie man mit Schmerzen, Verlustängsten und Unsicherheiten umzugehen lernt, werden wahrscheinlich viele Leser berühren.
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