Langeweile: Faszinierend statt lästig
Keine Angst vor Langeweile! Das ist die Botschaft, die James Danckert und John D. Eastwood in ihrem Buch vermitteln wollen. Der Neurowissenschaftler von der University of Waterloo in Kanada und der klinische Psychologe von der York University in Toronto zeigen darin auf, warum wir das Gefühl als Signal verstehen und sinnvoll damit umgehen sollten. Beide haben die Faszination der Langeweile für sich entdeckt. Wie lässt sie sich beschreiben? Wozu ist sie da? Und was können wir gegen sie tun? Solchen Fragen gehen die beiden aus psychologischer und teils auch philosophischer Sicht nach.
Zu Beginn beschäftigen sich die Autoren damit, was Langeweile eigentlich genau ist. Keine so einfache Frage, wie es zunächst erscheint. Schnell wird klar: Es gibt nicht DIE Langeweile. Dennoch lassen sich die verschiedenen Variationen auf eine Definition herunterbrechen: »Langeweile ist das unangenehme Gefühl, eine zufrieden stellende Aktivität ausführen zu wollen, aber nicht zu können.«
Anzeichen und Motivationsspritze
Wodurch Langeweile entsteht, wie sie uns zu neuen Gedanken anregt und warum wir uns sowohl bei zu einfachen als auch bei zu schweren Aufgaben langweilen, erfährt man in den nächsten Kapiteln. Sehr spannend wird es, wenn Danckert und Eastwood beleuchten, wie es Menschen in Extremsituationen geht: in Isolationshaft oder bei Missionen im Weltall. Darüber hinaus gehen die beiden der Frage nach, ob Langeweile einen Sinn hat und ob uns eine Epidemie der Langeweile bevorsteht. Zum Schluss liefern sie ein paar praktische Tipps und fassen die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen: Langeweile motiviert uns dazu, eine sinnvolle Aufgabe zu suchen. Das Gefühl einfach mit irgendetwas zu betäuben, bringt uns auf lange Sicht nicht weiter. Vielmehr sollten wir versuchen, zu verstehen, warum wir uns langweilen, welche Aufgabe uns erfüllen würde und wie wir an diesen Punkt kommen. Insofern ist Langeweile – vergleichbar mit Schmerzen – ein Zeichen, dass wir an der gegenwärtigen Situation etwas ändern sollten.
Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Szene, die eine Facette der Langeweile darstellt. Überhaupt nutzen die Autoren viele anschauliche Beispiele und Analogien. Was im Gehirn vorgeht, wenn wir uns langweilen, erklären sie ebenso verständlich und interessant wie diverse Experimente. Dabei verschweigen sie nicht, wenn diese Mängel aufweisen oder Ergebnisse auf wackeligen Beinen stehen, und trennen ihre eigene Meinung deutlich von wissenschaftlichen Fakten. Eher ermüdend ist dagegen, dass sich Informationen häufig wiederholen. Das mag gut gemeint sein, wäre aber nicht nötig gewesen.
»Out of My Skull« ist ein Buch für Menschen, die sich für Psychologie interessieren und gerne schmunzeln, wenn sie sich in den Beschreibungen selbst wiederfinden. Man braucht kein besonderes Vorwissen, es schadet aber auch nicht. Durch den Mix aus erfundenen und wahren Szenarien und wissenschaftlichen Studien spricht das Buch ein breites Publikum an. Am Ende hat man auf jeden Fall einen anderen Blick auf ein Gefühl, das viele bisher nur als lästig empfanden.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.