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Unterschätze Auszeiten

In großen Teilen der Arbeitswelt scheint immer noch die Meinung vorzuherrschen, dass pausenloser Einsatz an der Leistungsgrenze die besten Ergebnisse hervorbringe. Laut Alex Soojung-Kim Pang ist dies ein großer Trugschluss. In seinem Buch plädiert er für eine höhere Wertschätzung von Pausen. Der Autor betont insbesondere, dass Arbeit und Pausen eine Einheit bilden und nicht als zwei getrennte Dinge betrachtet werden sollten. Dies belegt er mit aktuellen wissenschaftlichen Studien und zahlreichen Beispielen aus dem Leben herausragender Persönlichkeiten, die Pausen als wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit verstanden.

Zu Beginn widmet sich Pang dem geschichtlichen Hintergrund unserer Arbeitswelt. So entwickelte sich erst im 18. und 19. Jahrhundert die Vorstellung von geistiger Arbeit. Erkenntnis wurde nicht länger als ein Produkt der Muße, sondern vielmehr als das Resultat harter Arbeit angesehen. Pausen galten somit als Zeitverschwendung. Anfang der 1990er Jahre entdeckten Wissenschaftler dann, dass unser Gehirn beim Nichtstun ähnlich aktiv ist wie bei voller Konzentration. Es schaltet dabei auf ein Ruhezustandsnetzwerk um, das Default Mode Network. Immer mehr wissenschaftliche Ergebnisse weisen darauf hin, dass dieses Netzwerk eng mit Kreativität und Intelligenz verknüpft ist. Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, beschäftigt sich unser Gehirn im Hintergrund also weiter mit ungelösten Problemen und knüpft neue Verbindungen zwischen Gelerntem.

Keine kreative Spitzenleistung durch Fließbandarbeit

Pang hat sich intensiv mit den Biografien von besonders erfolgreichen Wissenschaftlern, Politikern und Kulturschaffenden befasst und kommt zu dem Ergebnis, dass gerade Menschen, die durch hervorragende Leistungen glänzen, nur relativ wenig Zeit mit konzentriertem Arbeiten verbringen – nämlich lediglich vier bis sechs Stunden. Zwischendurch legen sie verschiedene Arten von Pausen ein, zum Beispiel Spaziergänge oder Nickerchen.

Im zweiten Teil des Buchs geht es darum, wie man seine Freizeit erholsamer gestaltet. Pang stellt hier heraus, dass aktive Erholung besser ist als passive Unterhaltung. Viele erfolgreiche Menschen sind begeisterte und ambitionierte Sportler oder üben ein passioniertes Hobby aus, das sie geistig in Anspruch nimmt und Sinn stiftet. Eine besonders positive Wirkung attestiert der Autor längeren Auszeiten (wie einem Sabbatjahr), in denen man sich mit neuen Dingen beschäftigt. Sie ermöglichen eine persönliche Weiterentwicklung, die oft auch berufliche Vorteile bringt.

Leider verliert sich Pang in endlosen Aufzählungen darüber, welche Gewohnheiten welche berühmte Persönlichkeiten hatte. Das wirkt auf Dauer ermüdend. Auch die wissenschaftlichen Studien, die er zur Unterstützung seiner Thesen heranzieht, ähneln sich größtenteils. Auf die "bahnbrechenden Ideen und vielen praktischen Tipps", die der Klappentext verspricht, wartet man vergeblich. Zwar liefert das Buch durchaus interessante Informationen darüber, wie unser Gehirn arbeitet und wie sich Konzentration und Kreativität steigern lassen, doch die meisten Erkenntnisse sind nicht wirklich neu. Zudem beschreibt der Autor fast ausschließlich Menschen, die ihren Tagesablauf frei gestalten konnten. Das erweckt zuweilen den Eindruck, Pausen seien ein Luxus, den sich nicht jeder leisten könne. Besonders schade ist, dass er dem Leser keinerlei Hilfestellung für die Umsetzung der beschriebenen Strategien liefert. Denn gerade darin besteht die Schwierigkeit, wenn man wie die meisten Menschen einen vorgegebenen Achtstundentag hat. Das Buch dürfte daher hauptsächlich für Leser interessant sein, die sich zuvor noch nicht mit dem Thema Pausen auseinandergesetzt haben und keine Praxis-Tipps erwarten.

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