»Phänomene unserer Welt«: Ein wissenschaftliches Potpourri
Camille Juzeau ist in Frankreich als Autorin für Podcasts und Radiosendungen bekannt, in dem vorliegenden Band vermittelt sie viele verschiedene, hauptsächlich naturwissenschaftliche Fakten. In dem großformatigen Buch illustrieren 124 farbige und übersichtlich gestaltete Bildtafeln die wissenschaftlichen Phänomene. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der grafischen Umsetzung – die Illustrationen sind ansprechend und für Leser geeignet, die einen unterhaltsamen und mühelosen Einstieg in die jeweiligen Themen suchen.
Das inhaltliche Spektrum reicht von der Anthropologie und Astrologie über die Botanik, Geologie und Klimatologie bis zu Wissensbereichen wie der Kognitionswissenschaft, Physik, Physiologie, Technologie und Zoologie. Den Zugang zu den behandelten Gebieten bestimmen weitgehend populäre Fragestellungen, wie es auch der Untertitel »Erstaunliches Wissen« nahelegt.
Vorzüge des Buchs sind sicher die Vielfalt der gewählten Themen sowie ihre anschauliche grafische Darstellung. Allerdings bedingt der Akzent aufs Visuelle auch Nachteile, so gibt es keine thematische oder inhaltliche Gliederung. Dies wird an den Überschriften deutlich: So geht es beispielsweise in bunter Folge um das »Überleben in feindlicher Umgebung«, die »Physik eines Regenbogens«, »Ovids Metamorphosen« oder um »Vulkanausbrüche«. Solche schlagwortartigen Abschnitte über sehr unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen wie die Zoologie, Geologie, Astronomie oder Kognitionswissenschaft wechseln einander ohne ein erkennbares Muster ab. Deshalb wirkt das Buch leider wie ein Sammelsurium von Beliebigkeiten, denn auch die dazu gehörenden Texte sind knapp und wenig detailgenau gehalten – auch das natürlich eine Folge des Grundkonzepts. Es darf jedoch bezweifelt werden, ob beispielsweise ein Thema wie »Nervenbahnen der Empathie« tatsächlich mit wenigen Worten angemessen erklärt werden kann, gibt es doch eine umfangreiche komplexe wissenschaftliche Literatur dazu.
Mehr Struktur hätte nicht geschadet
Wünschenswert und sinnvoller wären eine klare Gliederung des Stoffs sowie ausführliche Querverweise gewesen, um dem Leser die Zusammenhänge zwischen den behandelten Phänomenen zu vermitteln. Ein solches inhaltliches Konzept ist natürlich ungleich schwerer umzusetzen als das einfache Auflisten isolierter Fakten. Leider hilft auch die »Allgemeine Bibliographie« im Anhang nur wenig: Viele der genannten Publikationen sind eher unspezifisch und die bibliografischen Angaben oft nicht ausreichend, um die einschlägigen Texte zu finden und sich wirklich daran orientieren zu können. So bleibt es dem interessierten Leser selbst überlassen, Quellen zur Vertiefung der angeschnittenen Themen zu finden.
Das Buch »Phänomene unserer Welt« wendet sich an alle, die sich vor allem einen raschen Überblick über unterschiedliche naturwissenschaftliche Gebiete wünschen. Lexikalisch aufgebaute Publikationen wie die vorliegende kommen einem solchen Bedürfnis entgegen und liegen im Trend (wie etwa auch Biologie einfach erklärt oder Science to go). Die unterhaltsamen und leicht verdaulichen Informationshäppchen lesen sich – ergänzt durch die Illustrationen – rasch und angenehm. So regt Camille Juzeaus Buch hoffentlich viele Leser an, sich mit den unterschiedlichsten Themen zu beschäftigen und überall dort weiterführende Literatur zu konsultieren, wo die Neugier durch dieses Buch geweckt wurde.
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