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»Planet Aqua«: Ein Buch über alles für keinen

Jeremy Rifkins Gedanken über das Wasser sind eine intellektuell schwer verdauliche Mischung aus Wissenschaft, politischer Meinung und halb esoterischen Metaphern.

Diesem Buch nähert man sich am besten zunächst über seinen Autor: Jeremy Rifkin. Der Amerikaner wird im Klappentext als »einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker unserer Zeit« und als »einer der maßgeblichen Architekten der auf die Bewältigung des Klimawandels zielenden Pläne der Europäischen Union« beschrieben – der Verlag moderiert Rifkin also mit breiter Brust an.

Recherchiert man ein wenig im Internet, ergibt sich schnell ein differenzierteres Bild. Man erfährt, dass Rifkins akademische Ausbildung sich auf je einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften sowie in »International Affairs« beschränke. Auch weil er sich mit seinen Publikationen in vielen anderen Gebieten tummelt, wird ihm häufig Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen. Er entwickle Fantasien und Extremvorstellungen, liest man, es mangele seinen Thesen an Realitätsbezug. Und manche Kritiker behaupten gar, er verbreite »geschickt konstruierte anti-intellektuelle Propaganda«.

Jeremy Rifkin hat es solchen Aussagen zum Trotz als Autor und Aktivist zu einiger Popularität gebracht – auch wenn ihn das Time Magazine bereits 1989 als »The Most Hated Man In Science« bezeichnet hat. Jeremy Rifkin als »umstrittene Persönlichkeit« zu bezeichnen, ist also eher ein Understatement. Tatsache ist: Er wagt sich immer wieder unerschrocken auf ihm eigentlich fremdes Terrain vor wie Genforschung, Biotechnologie oder Wasserstoffwirtschaft – und räumt dabei auch mal nonchalant Größen wie Francis Bacon, René Descartes oder Isaac Newton ab.

Gleichzeitig trivial und wirr

»Planet Aqua« jedenfalls ist wirklich eine Zumutung. Ausgehend von dem richtigen Gedanken, dass die Erde ein Wasserplanet ist und alles Leben auf Wasser basiert, arbeitet sich Rifkin an quasi allen Themen ab, die aktuell krisenbehaftet sind: Klimawandel, Energie, Migration, KI, Landwirtschaft, militärische Konflikte – und, und, und. Es ist richtig: All diese Dinge kann man auch unter dem Aspekt »Wasser« betrachten, und man sollte die Hydrosphäre dabei auch vielfach mit berücksichtigen. Aber diese Erkenntnis ist trivial – jeder kann sie nach einem Blick etwa in die Berichte des Weltklimarats (IPCC) formulieren, ohne daraus gleich eine Buchidee abzuleiten.

In seinem Werk vermischt der Autor wissenschaftliche Fakten auf derart deutliche Art und Weise mit unbelegten Thesen und esoterisch anmutenden Formulierungen, dass man nach kurzer Zeit nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht – etwa bei Sätzen wie diesem: »Die Wassermetapher gestattet es der Psyche besser als jedes andere Bild, die eigenen Tiefen zu erforschen, was vermuten lässt, dass es sich bei der engen Bindung des Menschen zu Wasser um eine Erinnerung im Innersten unseres kollektiven Unbewussten handelt«. Von welchem »kollektiven Unbewussten« redet der Autor hier, und vor welchem fachlichen Hintergrund? Oder: »In neuen Untersuchungen geht es zwar oft um die Vergrößerung von Grünflächen, doch hinter der Lithosphäre steht immer die Hydrosphäre.« Was hier gemeint sein könnte, bleibt zumindest dem Rezensenten schleierhaft. Fast lachen muss man bei anderen Formulierungen: »Bei der Annäherung an Wasserflächen werden wir uns der zunehmenden Feuchtigkeit und der Vielfalt des Lebens rund um das Wasser bewusst«. Ein Kommentar erübrigt sich.

So geht es in »Planet Aqua« mehr oder weniger in einem fort. Wissenschaftliche Fakten und grundsätzlich interessante Themen werden so mit kruden Thesen und zum Teil aktivistischen Aufforderungen vermengt, dass das Ganze letztlich unlesbar wird. Gegen Ende des Buchs fordert der Autor gar »Wir sollten Regierungen drängen, die Umbenennung der Erde zu Planet Aqua in ihre Verfassungen und Gesetze aufzunehmen«. Nein, sollten wir nicht. Und wir sollten es uns sparen, durch die Papierherstellung für derartige Bücher Wasser zu verschwenden.

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