Buchkritik zu »Plant Tissue Culture - 100 Years Since Gottlieb Haberlandt«
Jubiläen, Jubiläen! Vor 100 Jahren publizierte der Berliner Pflanzenphysiologe G. Haberlandt seine bereits in Graz begonnenen Untersuchungen über das Überleben von Pflanzenzellen außerhalb des Gewebezusammenhangs in künstlichen Nährlösungen aus Düngesalzen und Zuckern. Es gelang ihm, Staubfäden und Drüsenhaare mehrerer Wochen am Leben zu erhalten, allerdings, ohne neue Teilungen. Denn obgleich er bereits als Mann der konstruktiv-homologisierenden Vorausschau funktioneller Pflanzenanatomie konkrete Vorstellungen von den pflanzlichen (Wund)hormonen hatte, fehlten ihm die Substanzen, die erst 30 Jahre später dem Amerikanischen Botaniker Philipp A. White zur Verfügung standen, wodurch die Pflanzenzellkulturen den Tierzellkulturen an die Seite gestellt und in die zellbiologische, genetische und züchterische Forschung einbezogen werden konnten. Über die Ursprünge und einige Erfolge berichtet dieses teure, aber besonders auch geistes- und konzeptionsgeschichtlich interessante Großtaschenbuch, zum Teil aus dem Original, zum Teil durch mitbeteiligte Zeitzeugen, wie Rogier J. Gautheret, zum Teil von denen, die auf "den Schultern der Riesen standen" und dementsprechend weitere Perspektiven haben, die heute pflanzentechnologische Nutzung und Fanfare finden. Das Buch ist mit Liebe zusammengestellt.
Den Anfang macht Haberlandts Originalarbeit – nostalgischer Druck und Stil und Stift! – gefolgt von der erst 1969 erfolgten Übersetzung ins Englische – mit beschwichtigenden Anmerkungen, aber leider ohne die Abbildungen (sie hätten bestimmt im Preis inbegriffen sein können, auch, wenn es nur Doubles wären). Es folgen zwei sehr gescheite und lesenswerte historische Essays als Abzapfungen aus anderen Quellen, biographisch von Haberlandts Grazer Nachnachfolger O. Härtel und, in bewährter Weise, gedankengeschichtlich von E. Höxtermann; darauf als Stimmen der Vergangenheit Rückblicke auf die Frühzeit, als Stimmen der Zukunft Ausblicke auf die Nutzeffekte bei der Züchtung von Schmuckpflanzen, von Nadel,- Laub- und Obstbäumen, von genetisch angereicherten Grundnahrungsmitteln zur Steuerung des Vitaminmangels und von sekundären Pflanzenstoffen in der Pharmazie. Dies sind alles kompetente und aktuelle Lektüren, umfassen aber natürlich nur einen Teil der Möglichkeiten, die sich aus G. Haberlandts Pioniertat ergeben. Solche Bücher sind anregende Feierabendlektüre, je nach Stimmungslage, und man dankt den gelegenheitsergreifenden Herausgeberinnen für ihre Initiative.
Den Anfang macht Haberlandts Originalarbeit – nostalgischer Druck und Stil und Stift! – gefolgt von der erst 1969 erfolgten Übersetzung ins Englische – mit beschwichtigenden Anmerkungen, aber leider ohne die Abbildungen (sie hätten bestimmt im Preis inbegriffen sein können, auch, wenn es nur Doubles wären). Es folgen zwei sehr gescheite und lesenswerte historische Essays als Abzapfungen aus anderen Quellen, biographisch von Haberlandts Grazer Nachnachfolger O. Härtel und, in bewährter Weise, gedankengeschichtlich von E. Höxtermann; darauf als Stimmen der Vergangenheit Rückblicke auf die Frühzeit, als Stimmen der Zukunft Ausblicke auf die Nutzeffekte bei der Züchtung von Schmuckpflanzen, von Nadel,- Laub- und Obstbäumen, von genetisch angereicherten Grundnahrungsmitteln zur Steuerung des Vitaminmangels und von sekundären Pflanzenstoffen in der Pharmazie. Dies sind alles kompetente und aktuelle Lektüren, umfassen aber natürlich nur einen Teil der Möglichkeiten, die sich aus G. Haberlandts Pioniertat ergeben. Solche Bücher sind anregende Feierabendlektüre, je nach Stimmungslage, und man dankt den gelegenheitsergreifenden Herausgeberinnen für ihre Initiative.
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