Direkt zum Inhalt

Quälende Liebe

Normalerweise haben Eltern das Bedürfnis, ihre Kinder zu beschützen und dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht. Nicht so beim "Münchhausen-by-Proxy-Syndrom". Die Erkrankten empfinden zwar Zuneigung zu ihrem Nachwuchs, schaden diesem aber mit voller Absicht, um noch mehr "gebraucht" zu werden.

Der Psychotherapeut Ulrich Sachsse schildert im vorliegenden Buch die Geschichte einer Erkrankten, die er "Frau Proxy" nennt. Die Mutter macht ihre eigenen Kinder krank, um anschließend als Retterin in der Not aufzutreten. Ihre älteste Tochter vergiftet sie mehrmals, und während der Schwangerschaften ihrer beiden jüngeren Kinder schluckt sie verschiedene unnötige Medikamente, um den Ungeborenen zu schaden.

Verstörende Lektüre

Im weiteren Verlauf des Bands kommentieren Experten verschiedener Fachrichtungen den Fall: ein Medizinethiker, zwei Psychotherapeuten, eine Juristin und ein Kinderarzt. Jeder beleuchtet "Proxys" Taten vor dem Hintergrund seiner Profession. Alle sind sich einig darin, dass man sich bei der Auseinandersetzung mit solchen Fällen nicht von seinen Emotionen leiten lassen darf. Als Leser(in) ist man hin- und hergerissen zwischen der relativierenden Einsicht, dass "Proxy" selbst eine traumatisierende Kindheit durchleben musste, und der Abscheu angesichts der Qualen, die sie ihren drei Töchtern bereitet hat.

Das Buch vermittelt anfangs den Eindruck, die ungewöhnliche Erkrankung würde nur bei Müttern auftreten. Erst gegen Ende erfährt man, dass auch Väter betroffen sind, wenngleich seltener. Schade ist, dass nur tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapeuten zu Wort kommen. So präsentiert das Buch sicherlich nur einen kleinen Ausschnitt der möglichen Interpretations- und Erklärungsansätze. Dennoch klärt es über eine ebenso sonderbare wie befremdliche Störung auf, die vielen kaum bekannt sein dürfte.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wie das Immunsystem wieder normal werden könnte

Neue Hoffnung bei Autoimmunkrankheiten: Erfahren Sie in unserem Artikel, wie innovative Behandlungsansätze das Immunsystem wieder normalisieren könnten. Plus: Warum gehen Wahlen oft knapp aus? Einblicke in die Mathematik politischer Entscheidungen.

Spektrum Kompakt – Junge Eltern

Die Zeit kurz nach der Geburt eines Kindes ist wohl für die meisten Eltern aufregend und mit vielen Umstellungen verbunden. Zahlreiche neue Themen gehen mit der Sorge für ein Neugeborenes einher. Doch auch Ängste und manchmal sogar negative Gefühle können sowohl Mutter als auch Vater belasten.

Spektrum - Die Woche – Warum soziale Medien weniger gefährlich sind, als wir denken

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.