Direkt zum Inhalt

Wie es mit Rotkäppchen weiterging

Märchenhafter Zugang zur Traumabewältigung.

»Dass ich dich besser fressen kann!« Wer erinnert sich nicht an die Worte des Wolfs, bevor er das Rotkäppchen verschlingt? Das Kinderbuch von Claudia Gliemann erzählt das Märchen weiter, nachdem Rotkäppchen um das eigene Leben sowie das der Großmutter gebangt hat. Dieses Erlebnis hat tiefe Spuren in der Seele des Kindes hinterlassen. So schwer zu verarbeiten ist das Trauma, dass es zunächst nur durch Vergessen und Weitermachen funktioniert – zumindest bis Rotkäppchens Grenzen erneut überschritten werden. Die stellenweise für junge Leser fast zu düsteren Bilder der estnischen Illustratorin Regina Lukk-Toompere unterstreichen den inneren Zustand des Mädchens. Verletzlich findet es Beistand bei einem treuen Freund und Begleiter, einem Bären. Er bietet genau das an, was es braucht: Trost, Begleitung und Zeit – ohne zu fordern oder zu sehr einzugreifen.

Langsam kehrt die Farbe zurück

Nach und nach kommen die einzelnen Erinnerungen zurück, gerade so viele, dass Rotkäppchen sie aushalten kann. Feinfühlig stellen Gliemann und Lukk-Toompere die unterschiedlichen Phasen der Verarbeitung mit den jeweiligen Gefühlen dar. Und langsam kommt mehr Farbe in Rotkäppchens Leben. Geduldig begleitet der Bär den Prozess, er bleibt ein stiller, sorgender Wächter: »Rotkäppchen musste dieses Loch in seinem Herzen alleine versorgen – er konnte nur bei ihm bleiben«.

Dem Buch gelingt über das Motiv des Märchens ein kindgerechter Zugang zu einem schwierigen Thema. Es zeigt auf, wie sich ein Trauma äußern und wie man es bewältigen kann. Kinder können von Rotkäppchen lernen, was es nach belastenden Erlebnissen braucht: Hilfe und Unterstützung sowie ausreichend Zeit. »Auf der ganzen Welt gibt es viele Mädchen und Jungen wie Rotkäppchen. Aschenputtel. Hänsel und Gretel. Rapunzel«, schreiben Gliemann und Lukk-Toompere. Am Ende ermutigen sie die Leser: Geht raus und entdeckt die Welt! Traut euch! Fallt hin … und steht wieder auf!

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Schlafen und Träumen

Ob man morgens von einem mitreißenden Traum erzählt oder doch über Schlaflosigkeit klagt, hat verschiedene Einflussgrößen: Unter anderem verraten das Alter und die mentale Gesundheit, wie gut man schläft. Und wer seinen Schlaf beobachtet, kann darin sogar Vorboten künftiger Erkrankungen erkennen.

Spektrum - Die Woche – Mücken lieben mich!

Wer hat die meisten Mückenstiche? Jedes Jahr aufs Neue stellen wir fest: Mücken scheinen Vorlieben zu haben und suchen sich ihre menschlichen Opfer gezielt aus. Wir fragen uns in der aktuellen »Woche«: Gibt es tatsächlich ein Muster? Und kann man etwas dagegen tun, der oder die Auserwählte zu sein?

Spektrum - Die Woche – Wie Psychopharmaka das Gehirn verändern

Wie wirken Antidepressiva, Neuroleptika und Psychostimulanzien auf das Gehirn? Psychopharmaka bringen schnelle Linderung bei psychischen Störungen, doch die langfristigen Folgen auf unser Denkorgan sind noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem: Süßwasser unter dem Meer. Ein Weg aus der Wassernot?

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.