Guter Rat für die Nacht
Viele Mütter und Väter kennen das Problem: Eigentlich hat man sich auf einen gemütlichen Abend gefreut, wenn das Kind im Bett ist, doch nach zwei Stunden Kampf ums Schlafengehen ist der natürlich gelaufen. Oder statt wie geplant voller Elan an einem wichtigen Meeting teilzunehmen, schleppt man sich nach einer unruhigen Nacht mal wieder völlig zerschlagen durch den Tag. Auf den Nachttischen einiger Eltern stapeln sich die Schlafratgeber. An so manchen der darin postulierten Ansätze scheiden sich allerdings die Geister; oft entwickeln sich regelrechte Glaubenskriege um die richtige Methode.
Wozu braucht es dann noch einen weiteren Schlafratgeber? Der Autor Craig Canapari möchte den Schlaf von Kindern auf sanfte Weise fördern, »ohne Schimpfen und Strafen«, und dabei verschiedene Wege aufzeigen, wie die ganze Familie ruhig ein- und durchschlafen kann.
Unbemerkt Wissen angeeignet
Überzeugend ist seine doppelte Perspektive: als erfahrener Schlafmediziner der Yale University und dreifacher Vater. Persönliche Erfahrungsberichte und fundierte Theorien wechseln sich im Buch ab. Canapari schildert Basiswissen und aktuelle Erkenntnisse, gibt aber auch viele konkrete Tipps. Als Leser fühlt man sich dabei so gut unterhalten, dass man gar nicht merkt, wie man sich Wissen aneignet. Erschöpften und entmutigten Eltern kann die humorvolle und selbstironische Schreibweise zudem helfen, Leichtigkeit und Zuversicht zurückzuerlangen.
Der Band baut auf der Grundannahme auf, dass schlechter Schlaf eine schlechte Gewohnheit sei – und Gewohnheiten sich ändern lassen. Großen Wert legt der Autor deshalb auf ein starkes Zubettgehsignal innerhalb eines einheitlichen Zubettgehrituals: »Der beste Moment für die Einführung einer Zubettgehroutine ist, wenn Sie Ihr Kind aus der Klinik nach Hause holen. Der zweitbeste Zeitpunkt ist heute.«
Das Besondere ist, dass das Buch bei den Eltern ansetzt und deren Verhalten und Sichtweisen auf den Schlaf ihrer Kinder ändern möchte. »Es gibt Hoffnung, denn es ist viel einfacher, unser eigenes Verhalten als das eines anderen Menschen zu ändern«, erklärt Canapari.
Der Schlafmediziner preist jedoch nicht ausschließlich eine Herangehensweise an, sondern präsentiert verschiedene Ansätze und Methoden, unter anderem das umstrittene »Schreienlassen« oder das »Kampieren«, bei dem ein Elternteil am Bett des Kindes wacht und Nacht für Nacht ein Stück weiter von ihm wegrückt. Jeder Leser kann daher selbst entscheiden, welches Verfahren zu ihm selbst und seinem Kind passt. Der Ratgeber richtet sich an Eltern mit Kindern verschiedenster Altersstufen, von Babys bis zu älteren Schulkindern. Außerdem werden besondere Lebenssituationen thematisiert, etwa die von Alleinerziehenden oder von Eltern, deren Kind unter gesundheitlichen Problemen leidet.
Nicht zuletzt überzeugt das Werk durch eine sinnvolle Gliederung, ein modernes Design und Schriftbild sowie anschauliche Schaubilder. Statt trockener Schlaftheorie bietet es verständliche Informationen in kleinen Häppchen. Ein weiteres Plus ist das ergänzende Online-Material: Auf der Seite des Verlags kann man sich Arbeits- und Merkblätter sowie ein Schlaftagebuch herunterladen.
Betroffene werden dadurch ermutigt, schlechte Schlafgewohnheiten aktiv zu durchbrechen – und so Schritt für Schritt Lebensqualität, Erholung und Freiräume im anstrengenden Familienalltag zurückzugewinnen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.