Die Welt des Schlafs
Schlaf gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen des Menschen. Doch Schlaf ist nicht gleich Schlaf – für manche ist er ein allnächtlicher Kampf, während er für andere pure Erholung und Entspannung bedeutet. In seinem neuen Buch beantwortet der Schlafforscher Jürgen Zulley von der Universität Regensburg eine Fülle an Fragen, die ihm während seiner Berufslaufbahn immer wieder gestellt wurden, zum Beispiel »Ist Schlafmangel wirklich so ungesund?« oder »Warum können wir nach einem ausgiebigen Abendessen schlechter schlummern?«.
In 22 kurzen Kapiteln befasst sich der Professor für Biologische Psychologie mit den vielen Facetten des Schlafs. Zunächst berichtet er von verschiedenen Umständen, die unseren Schlaf beeinflussen können, etwa das Bett. Laut Zulley sei ein geeignetes »Liegesystem«, wie er es nennt, entscheidend für die Wirbelsäule, Bewegungsfreiheit und Temperaturregulation.
Im Weiteren widmet sich der Wissenschaftler speziellen Formen des Schlafs. Der Schönheitsschlaf beispielsweise sei gar kein so großer Mythos, da Schlaf den Hormonhaushalt reguliere und für eine gute Durchblutung und ausgeglichene Stimmung sorge. Neben wertvollen Tipps zum Mittagsschlaf unternimmt er einen historischen Ausflug zum Ammenschlaf und erklärt dabei, wie gekonnt selektiv wir unsere Umgebung während eines Nickerchens wahrnehmen können.
Wissenschaft und Politik
Der Autor berichtet nicht nur über wissenschaftliche Befunde, er fordert auf deren Basis auch politische und gesellschaftliche Veränderungen: So appelliert er (wie schon in seinen vorherigen Büchern) für einen späteren Schulbeginn und begründet dies überzeugend mit den sich wandelnden biologischen Tag-Nacht-Rhythmen von Kindern und Jugendlichen. Auch die Sommerzeit hält er für eine überflüssige, ja tatsächlich gefährliche Angelegenheit und plädiert für ihre Abschaffung. Und in einem überaus unterhaltsamen Kapitel räumt er schließlich mit diversen esoterischen und abergläubischen Vorstellungen auf, die sich über die Jahrhunderte zum Einfluss des Monds auf die nächtliche Ruhe angehäuft haben – alles Unsinn, belegt der Schlafforscher.
Das Buch führt den Leser lockeren Schritts in die Welt des Schlafs, ohne sonderlich in die Tiefe zu gehen. Stellenweise scheint die persönliche Perspektive des Autors deutlich durch, was aber auf Grund seines fachlichen Hintergrunds durchaus vertretbar ist. Mitunter erweist es sich jedoch als schwierig, den chaotischen Gedankengängen zu folgen, zum Beispiel im enttäuschenden Kapitel über Heilschlaf. Dieses beinhaltet statt wissenschaftlicher Erkenntnisse hauptsächlich eine recht willkürliche Aufführung von antiken Heilschlafritualen mit eher mystischem Touch. Lediglich eine einzige Seite ist der modernen Behandlung von Schlafstörungen gewidmet.
Dennoch gelingt es Zulley, abwechslungsreich über Forschungserkenntnisse zum Thema zu berichten. »Schlafkunde« ist ein informatives, unterhaltsames Buch, das sich nicht nur als Einschlaflektüre eignet.
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