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»Smart Thinking für das dritte Jahrtausend«: Mit Methode gegen »Fake News«

Ein Autorentrio stellt Denkwerkzeuge vor, mit deren Hilfe sich Informationen filtern und bewerten lassen. Die Ideen sind gut, sprachlich überzeugt das Buch weniger.

Wenn es um unser Wissen über die Welt geht, kennt jeder von uns ein zentrales Problem: Wir haben fast immer das Gefühl, nicht zu wenige Informationen zu erhalten, sondern viel zu viele. Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Nachrichtensendungen sowie vor allem Internet und Social Media halten eine Unmenge von Wichtigem und Seriösem, aber eben auch von unwichtigen, banalen oder auch sachlich falschen Informationen bereit – kein Wunder, dass »Fake News« in aller Munde sind. Das vorliegende Buch will zeigen, wie wir uns im »Zeitalter der Informationsüberflutung zurechtfinden« können.

Die Autoren kommen aus unterschiedlichen Fachgebieten: Der Nobelpreisträger Saul Perlmutter ist Physiker, John Campbell Philosoph und Robert MacCoun stammt aus dem Bereich der Psychologie. Das Buch basiert auf einem interdisziplinären Kurs, der seit etwa zehn Jahren an der University of California, Berkeley, regelmäßig stattfindet und »in dem die Studierenden die ganze Bandbreite an Ideen, Tools und Ansätzen kennenlernen sollten, die die Natur- und Geisteswissenschaften zum Verständnis der Welt zu bieten haben.«

Dabei stehen für die Autoren diejenigen Methoden und Werkzeuge der modernen Wissenschaften im Mittelpunkt, die unabhängig vom jeweiligen Fachgebiet einsetzbar sind. Ihre kritische Anwendung schützt vor Irrtümern und ermöglicht es, auch komplexe Zusammenhänge zu verstehen und wissenschaftlich begründete Entscheidungen zu treffen. Zu den Werkzeugen gehören nicht nur technische Messinstrumente, sondern auch »geistige Tools« wie Denkgewohnheiten, Bewertungsschemata und Vorgehensweisen bei wissenschaftlichen Untersuchungen. Mit ihrer Hilfe, so die Autoren, kommen wir auf Ideen, die »uns allen den Weg in einer komplexen Welt ebnen«. Dies könne uns auch »im Alltag nützen«, wenn wir Informationen beurteilen und Entscheidungen treffen müssen.

Wenig smartes Denglisch

In 18 Kapiteln erfährt der Leser, welche Methoden Wissenschaftler nutzen, um zu eindeutigen Ergebnissen und Interpretationen ihrer Untersuchungsergebnisse zu gelangen. Dabei geht es um die grundlegende Entscheidung, was in den gesammelten Daten als »Signal« angesehen werden darf und was eher ein Störgeräusch ist. Hier wird erklärt, was beispielsweise falsch positive oder falsch negative Ergebnisse bedeuten. Bei der Fehlerabwägung in den vorhandenen Daten muss man sich darüber im Klaren sein, dass es für die Interpretationen und Schlussfolgerungen keine hundertprozentige Sicherheit geben kann – es gibt nur statistische Wahrscheinlichkeiten. Anhand von praktischen Beispielen wie den Kriterien für die Zulassung zu einem Hochschulstudium oder bei diagnostischen Tests erklären die Autoren die etablierten Vorgehensweisen der Wissenschaften. Weitere Themen sind die sogenannten Bestätigungsfehler und die statistische Unsicherheit von Resultaten, ebenso systematische Unsicherheiten von Messmethoden, die erkannt werden müssen, um die Bedeutung von wissenschaftlichen Ergebnissen bewerten zu können.

Thematisch deckt das Buch ein erfreulich breites Spektrum ab – man erfährt wirklich eine Menge über Fragestellungen, Methoden und die Tücken der Interpretation verschiedener Wissensgebiete. Leider muss die Lesbarkeit des Textes bemängelt werden. Wie der Titel »Smart Thinking« (statt »Kluges Denken«) bereits befürchten lässt, erwartet uns sprachlich eine ungute Mischung aus Deutsch und Englisch mit vielen unnötigen Begriffen wie »Wayback machine«, »Tools«, »Look-Elsewhere-Effekt« oder »Smart thinking skills«. Hier hätten sich Verlag und Übersetzer etwas mehr Mühe geben sollen, auch wenn dieser »Mischmasch« ihnen zeitgemäß erscheinen mag. So kommt es zu kuriosen Aussagen wie »Sind wir erst einmal mit diesen Tools des wissenschaftlichen Denkens ausgestattet, nehmen wir erzähltechnisch eine scharfe Kurve« oder der Charakterisierung des Buchtitels als »spielerisch-großspuriger Begriff«. Was im englischen Original vielleicht gut klingt, wirkt auf deutschsprachige Leser mitunter befremdlich und baut unnötige Hürden für die Lektüre auf. Das ist schade, denn die Inhalte des Buchs verdienen es, in einer populärwissenschaftlich überzeugenden Sprache vermittelt zu werden. Ein weiteres Manko ist, dass sämtlichen Abbildungen erklärende Legenden fehlen, und die Autoren auf »die folgende Grafik«, »die nächste Abbildung« verweisen, auch wenn die gemeinte Abbildung bereits vorher zu finden war. Auch hier werden die Leser allein gelassen.

Dennoch: »Smart Thinking« liefert interessante Denkanstöße, die durchaus lesenswert sind und sicher helfen können, komplexe Zusammenhänge in unserer modernen Welt besser zu verstehen.

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