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Buchkritik zu »Soyuz - A Universal Spacecraft«

Mit diesem Werk schließen die beiden Autoren eine große Lücke in der Berichterstattung über die bemannte Raumfahrt. Im Gegensatz zu US-amerikanischen bemannten Raumflügen, wo praktisch unbegrenzte Informationen über noch so kleine Details zur Verfügung stehen, sieht die Quellenlage im Bereich der russischen/sowjetischen Raumfahrt sehr viel schlechter aus. Jahrzehntelang traditionell geheimniskrämerisch, öffnen sich seit etwa zehn Jahren nun auch die Archive in Russland. Shayler und Hall haben sich bemüht, durch Auswertung des in West und Ost zur Verfügung stehenden Quellenmaterials und Gespräche mit direkt beteiligten Personen und Kosmonauten, ein umfassendes Buch zum noch heute topaktuellen Sojus-Weltraumprogramm zusammenzustellen.

Wohltuend ist dabei, wie ideologiefrei dieses Werk ist, die beiden Autoren weisen bei unklarer Quellenlage oder Widersprüchen deutlich darauf hin. Außerdem werden alle Literaturstellen in einer ausführlichen Bibliographie angegeben, die dem Leser dabei helfen, tiefer in die Materie einzutauchen.

Das Buch erzählt die Geschichte des Programms Sojus (russ. für "Union") mit seinen ersten Schritten Anfang der sechziger Jahre. Ursprünglich als Teil des jahrzehntelang geheimgehaltenen und gescheiterten bemannten sowjetischen Mondprogramms entwickelt, sind die Sojus-Raumschiffe bis heute im Einsatz. Sie erlauben nach dem tragischen Unglück der Raumfähre Columbia den Weiterbetrieb der Internationalen Raumstation auch ohne US-Raumfähren.

Der Anfang von Sojus begann allerdings mit einer Katastrophe, als im Jahre 1967 der Kosmonaut Wladimir Komarov mit Sojus-1 in den Tod stürzte, da sich der Fallschirm nicht geöffnet hatte. Nach gründlicher Überarbeitung nahm dann das Programm wieder Fahrt auf, auch als das sowjetische Mondprogramm eingestellt wurde. Jahrzehntelang diente Sojus als Zubringerschiff für die sowjetischen Raumstationen des Typs Salyut und schließlich der Raumstation Mir. Auch hierbei kam es zu mannigfachen Problemen und Katastrophen, über die in diesem Buch sehr sachlich berichtet wird. Dieses Werk ist auf jeden Fall eine Bereicherung, denn es erlaubt interessante Einblicke in die Geschichte der russischen Raumfahrt. Allerdings gibt es auch Kritikpunkte: Die Beschreibung der Startanlagen für Sojus in Baikonur kommt in diesem Werk zu kurz, stattdessen verweisen die Autoren auf ihr im Jahre 2001 ebenfalls bei Springer erschienenes Buch "The Rocket Men". Hier hätte man doch Bilder und Graphiken der Startanlagen zur besseren Verständlichkeit wiederholen sollen. Auch ist die Gliederung im Anfang des Buchs nicht sehr gelungen, man hätte sich hier etwas mehr Systematik gewünscht, als gleich in das russische Mondprogramm "hineinzustolpern". Die Bebilderung ist recht gut, aber bei Photos, die von der Nasa erhältlich sind, hätte man auf bessere Bildvorlagen achten sollen.

Alles in allem ist "Soyuz – A Universal Spacecraft" ein Muss für jeden an der russischen Raumfahrt Interessierten und bietet eine Fülle an sonst schwer zu erhaltenen Informationen.
  • Quellen
Sterne und Weltraum 8/2003

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