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Tückisches Thema

Die Autorin des Werks ist Diplom-Statistikerin und hat sich in den zurückliegenden Jahren mit regelmäßigen Radiobeiträgen einen Namen gemacht, ebenso als Leiterin eines international aktiven Data-Science-Unternehmens. Auch beteiligt sie sich mit Kommentaren an der renommierten "Unstatistik des Monats" des Ökonomen Thomas Bauer, des Statistikers Walter Krämer und des Risikoforschers Gerd Gigerenzer. Dass der Umgang mit statistischen Daten schwierig ist und oft danebengeht – Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann bezeichnet unser Gehirn in dieser Hinsicht als miserabel –, verdeutlicht die Autorin in fünf Kapiteln mit jeweils sieben gut ausgewählten Beispielen.

Aussagen auf dem Prüfstand

Das Spektrum dieser 35 Fälle ist sehr breit. Bei der Lektüre werden sich die Leser sicherlich an die eine oder andere Zeitungsschlagzeile erinnern, die auf angebliche Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien verwies. Dazu gehört etwa die Aussage, Hurrikane mit weiblichen verursachten mehr Todesfälle als solche mit männlichen Namen – eine Fehleinschätzung, wie Schüller zeigt. Die Autorin erläutert auch Gründe dafür, warum Steuerschätzungen regelmäßig danebenliegen und die jährliche Prognose des "Arbeitskreises Steuerschätzung", eines Beirats des Bundesfinanzministeriums, in den seltensten Fällen stimmt. Zudem setzt sie sich mit den fragwürdigen Kriterien des Korruptionswahrnehmungsindex von "Transparency International" auseinander, laut dem Deutschland zurzeit auf Platz 12 von 175 bewerteten Ländern liegt. Weiterhin macht sie deutlich, auf welch wackligen Beinen die Aussage steht, ein Prozent der Weltbevölkerung besitze so viel wie die ärmeren 50 Prozent zusammengenommen.

Zu den behandelten Themen gehört ebenfalls die "geplante Obsoleszenz", die absichtliche Verringerung der Lebensdauer von Produkten, so dass diese vorzeitig verschleißen oder versagen. Geplante Obsoleszenz gibt es; sie kann aber auch irrtümlich empfunden werden, wie Schüller zeigt. Die Statistikerin erläutert, auf welche Weise es zu subjektiven Fehleinschätzungen der Wahrscheinlichkeiten für solche Ereignisse kommt.

An all diesen Beispielen analysiert die Autorin Fehler, die in statistischen Veröffentlichungen geschehen, und beleuchtet grundsätzliche Fallstricke. Ihre Ausführungen belegt sie ausführlich mit Quellenangaben und verweist auf weiterführende Literatur. Den 35 Beispielen geht ein einleitender Teil voraus, der sich Denkmustern, Heuristiken und Statistiken sowie der Arbeitsweise von Statistikern widmet. Zusätzlich hält das Buch einen umfangreichen Abschnitt über das Handwerkszeug von Statistikern bereit.

Querleser gefragt

Schüller bemüht sich durchweg um Verständlichkeit. Dennoch erscheinen einige Buchpassagen wegen ihrer Allgemeinheit und des verwendeten Fachvokabulars zu wenig konkret und schwer zugänglich. Manche Erörterungen erschließen sich erst durch Beispiele in nachfolgenden Kapiteln. Daher kann es sinnvoll sein, das Buch nicht von vorn nach hinten zu lesen: Dem ersten Kapitel beispielsweise sollte man sich erst zuwenden, nachdem man das letzte durchgearbeitet hat, in dem wesentliche Begriffe und Methoden der Statistik sachkundig erläutert werden. Dies geschieht im Wesentlichen verbal, also fast ohne Formeln, was die Darstellung auch für Nichtmathematiker geeignet macht.

"Statistik und Intuition" weist die eine oder andere strukturelle Schwäche auf. Nichtsdestoweniger zeigt das Buch, welche statistischen Aussagen angemessen aus Datenmengen abgeleitet können, welche (Denk-)Fehler oft hinter statistischen Veröffentlichungen stecken und wie diese sich vermeiden lassen.

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