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»Teuer!«: Plädoyer gegen die Sparpolitik

Soll die gegenwärtige Inflation mit staatlicher Sparpolitik und einer Erhöhung der Leitzinsen bekämpft werden? Der Autor ist dagegen.
Damenschuhe in einem Laden

Monetaristen machen für Inflation die Staatsverschuldung und eine Ausweitung der Geldmenge verantwortlich. Dabei berufen sie sich auf Milton Friedman, den Mitbegründer jenes Neoliberalismus, der die Ära von Ronald Reagan und Margaret Thatcher prägte, als man den Sozialstaat abbauen wollte. Davon hallt in der heutigen Bundespolitik einiges beim FDP-Finanzminister Christian Lindner nach: populäres Schlagwort »Schuldenbremse«.

Dagegen richtet sich Maurice Höfgen, Ökonom und Bundestagsmitarbeiter. Inflation kann einer steigenden Nachfrage entspringen und durch steigende Löhne ausgelöst werden: wenn starke Gewerkschaften höhere Löhne durchsetzen, die zu steigenden Preisen führen – Stichwort Lohn-Preis-Spirale. Die Inflation 2022/23 ging indes von plötzlich massiv gestiegenen Gaspreisen aus, die sich zu einer Kosteninflation ausweiteten.

Wenn Staaten darauf mit einer Sparpolitik reagieren, verschärft das die ökonomische Lage von Arbeitnehmern und Selbstständigen, weil das die Konjunktur drosselt. Wenn Zentralbanken die Leitzinsen erhöhen, hat das ähnliche Effekte. Doch die Inflation ist nach Höfgen nicht auf die Ausweitung der Geldmenge zurückzuführen, die eine Zentralbank gar nicht nachhaltig zu steuern vermag, weil die Privatbanken durch Geldschöpfung bei der Kreditvergabe Mitverursacher sind.

Höfgen warnt vor solch einer monetaristischen Geldpolitik und einer restriktiven Finanzpolitik. Die heutige Inflation, die primär durch den Energiepreisschock verursacht wurde, führt zu einer Abschwächung der Konjunktur, was die Lage von vielen Unternehmen wie auch die der abhängig Beschäftigten verschlechtert. Daher sollten die Staaten die Konjunktur stärken – auch wenn dies neue Staatsschulden bedeutet. Die Zentralbanken sollten die Leitzinsen nicht erhöhen. Dadurch könnte man, so Höfgen, durch die inflationär verursachte Wirtschaftskrise kommen.

Während sich Höfgens Buch primär gegen eine liberale monetaristisch orientierte Finanzpolitik wendet, warnt es gleichermaßen vor ökologischen Vorstellungen, dass sich mit einer abgeschwächten Konjunktur automatisch Umweltschäden reduzieren. Wenn die Menschen auf Grund der Inflation weniger konsumieren, dann bedeutet das für viele Verarmung und gefährdet die Demokratie. Es führt nicht zu einem überlegteren Umgang mit Konsumgütern. Klimapolitik bedarf vielmehr einer florierenden Wirtschaft, die sich klimafreundliche Investitionen leisten kann.

Das klingt arbeitnehmerfreundlich und orientiert sich auch an der Klimadebatte. Man darf Höfgen attestieren, dass er sein Anliegen gut argumentierend vorträgt. Eine gewisse Polemik ist freilich auch bei ihm zu spüren. Er wirft jenen Crashpropheten einer fatalen Inflation vor, sie würden die Lage überdramatisieren, um zu Beispiel vermeintlich inflationssichere digitale Währungen wie Bitcoins zu verkaufen. Freilich bedient Höfgen sich selbst der Dramatisierung: Wenn sich die Politik der Sparpolitik der Weimarer Republik verschreibt – also nicht seinen Ratschlägen folgt –, dann drohe wie damals der Aufstieg der Rechtspopulisten.

Der Untertitel des Buches, »Die Wahrheit über Inflation«, propagiert gar, dass Höfgen endlich die verborgene letzte Wahrheit ans Licht bringt, die doch nur eine weitere Interpretation des Geschehens sein kann. Er steigert sich in die These: »Ich kann versprechen, dass jeder, der das Buch gelesen hat, danach in Talkshows zum Thema mitdiskutieren könnte und in Zukunft weder leeren Floskeln des Finanzministers noch Crashpropheten im Internet auf den Leim gehen wird.« Trotzdem ist das Buch interessant und durchaus empfehlenswert.

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