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»The Book of Wilding«: Eine Anstiftung zur Wildnis

Isabella Tree und Charlie Burrell teilen in diesem englischsprachigen Buch ihre Erfahrungen mit dem »Rewilding«. Es ist inspirierend, gerade weil es praktisch ist.
Wildnis um den Holmer See

Angesichts von Klimawandel, Artensterben und fortschreitender Umweltzerstörung mag die Situation für den Planeten manchmal hoffnungslos erscheinen. Doch die britische Journalistin Isabella Tree und ihr Mann, der Landwirt Charlie Burrell, zeigen in diesem (englischsprachigen) Buch, wie schnell wir die Natur zurückholen können.

In den letzten gut 20 Jahren haben Tree und Burrell ihren 1300 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb »Knepp Estate« in Sussex, südlich von London, völlig umgekrempelt. Wie der erstaunliche Wandel von einem konventionell wirtschaftenden Bauernhof zu einem Naturparadies vor sich ging, beschreibt Tree bereits in ihrem 2018 erschienen Buch »Wildes Land«. Das »Book of Wilding« ist eine detaillierte Anleitung dazu, es dem Paar gleichzutun. Heute produzieren die beiden Artenvielfalt statt Getreide und leben unter anderem von den naturbegeisterten Besuchern, die aus aller Welt anreisen, um in Knepp zu campen und in der neu entstandenen, savannenartigen Landschaft auf Safari zu gehen.

Gründlich recherchiert, schön bebildert und mit vielen praktischen Tipps auf Grund von Erfahrungen aus erster Hand gespickt, stiftet das »Book of Wilding« zur Wiederbelebung unserer ausgeräumten Landschaften an. Tree und Burrell sind aber keine Traumtänzer, die vor lauter Naturbegeisterung die Erfordernisse der Produktion von Nahrungsmitteln oder Naturmaterialien wie Holz vergessen. Auch diese Themen werden im Buch besprochen. Aber sie sind davon überzeugt, dass es viele Möglichkeiten gibt, unsere Landschaften wilder und artenreicher zu gestalten, ohne die Versorgung der Bevölkerung zu vernachlässigen.

Ohne Steuerung durch den Menschen geht es nicht mehr

Das Management von Landschaften und Tieren ist hier der entscheidende Punkt. Denn egal ob Wälder, Wiesen oder Flüsse: Unsere Landschaften sind im Lauf der Zeit so stark vom Menschen verändert worden, dass es ohne bewusste Steuerung durch den Menschen nicht geht. Neben den heimischen Wildtieren spielen auch größere Weidetiere wie Rinder, Pferde und Schweine eine zentrale Rolle bei der Wiederbelebung. Sie bringen Dynamik ins System und halten Landschaften strukturreich und offen. »Unter den Nasen und Hufen unserer frei umherziehenden Weidetiere entstand ein Kaleidoskop neuer Lebensräume, und es begannen außergewöhnliche Dinge zu geschehen«, schreiben Tree und Burrell in der Einleitung.

Das umfangreiche Werk erläutert die Wiederbelebung von Gärten und Städten bis hin zu ganzen Landschaften. Es geht um ökologische Korridore, die Rolle von Boden, Wasser, Pflanzen und Tieren; wo man wie eingreifen sollte und wann man der Natur freien Lauf lassen kann. Viele Beispiele und konkrete Zahlen machen das Buch zu einem wertvollen Nachschlagewerk für die Praxis. Und auch wenn sich einige Kapitel stark auf Großbritannien beziehen, sollte es nicht schwerfallen, die Empfehlungen und Erfahrungen auf andere Gebiete zu übertragen. Die Illustrationen von Jeroen Helmer tragen zusammen mit zahlreichen Fotos und Grafiken dazu bei, dass die Vision des »Rewilding« anschaulich wird und man das Buch gerne zur Hand nimmt.

Das »Book auf Wilding« ist ein Lehrbuch für den Naturschutz im 21. Jahrhundert, bei dem nicht mehr nur der Schutz einzelner Arten, sondern die Wiederbelebung ganzer Landschaften samt ihrer natürlichen Dynamik im Zentrum stehen. Und es zeigt, dass jeder etwas tun kann, egal ob er ein großes Landgut oder einen kleinen Balkon verändern möchte. Jeder Mensch, dem die Natur am Herzen liegt, sollte sich das Buch genauer ansehen – nicht zuletzt, weil es sehr viel positive Energie und Hoffnung ausstrahlt. Nach der Lektüre kann man es kaum erwarten, rauszugehen und die Welt ein wenig wilder zu machen.

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