Energiewende in Südamerika
Das umfangreiche Buch geht der Frage nach, wie sich eine Gesellschaft dem – von ihr nahezu unbeeinflussbaren – Markt der fossilen Energielieferanten geordnet und schnellstmöglich entziehen kann. Stefan Golla, Projektkoordinator im Bereich der erneuerbaren Energien, versucht diese Frage am Beispiel von Ecuador zu beantworten.
Zwei Begriffe prägen den Band: »Extraktivismus« und »Buen Vivir«. Mit Extraktivismus bezeichnet Golla unter anderem die derzeit betriebene Förderung von Erdöl und Erdgas im ecuadorianischen Regenwald, die erheblich negative Folgen für die Biodiversität, die indigenen Völker Ecuadors, aber auch für die Wohlstandsentwicklung des ganzen Lands zeitigt. Das Buen Vivir ist ein Konzept vom »Guten Leben«, das hauptsächlich auf Vorstellungen indigener Völker des ecuadorianischen Amazonasgebiets basiert. Beides, so Golla, sei miteinander nicht vereinbar. Ecuador brauche eine Energiewende hin zu einer hundertprozentig nachhaltigen und erneuerbaren Versorgung, um nicht an den Rand des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Abgrunds zu geraten.
Das Buch ist ein leidenschaftlicher Aufruf für die Energiewende Ecuadors; es ist allerdings keine ergebnisoffene Studie, die verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten des Landes abwägt. Die primäre Zielgruppe scheinen Entscheider in der ecuadorianischen Gesellschaft zu sein. Dies, neben den sehr vielen Daten und Fakten, teilweise mit fehlender Struktur und Prägnanz, macht allgemein an der Energiewende interessierten Lesern die Lektüre etwas schwer.
Interessant sind Betrachtungen zu den Technologien Power-to-Gas und Power-to-Liquid, für die Golla in Ecuador großes Potenzial sieht. Lesenswert präsentieren sich auch Interviews mit einem ehemaligen Botschafter Ecuadors und Forschern der Energiewende.
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