Direkt zum Inhalt

Computermäßiges Denken

Zerlege eine Aufgabe in elementare Einzelschritte und bringe sie in die richtige Reihenfolge. Mache daraus eine Anweisung (einen "Algorithmus"), die ohne Sinn und Verstand ausführbar ist und stets zum richtigen Ergebnis führt. Vergewissere dich, dass die Anweisung jeden möglichen Sonderfall abdeckt. Bei den – vielleicht zahlreichen – Gegenständen, die du zu bearbeiten hast, überlege dir, auf welche ihrer Eigenschaften es ankommt und welche du ignorieren kannst. Abstrahiere so sehr, dass von dem Problem nur die nackte Struktur übrigbleibt, und versuche diese an anderer Stelle wiederzufinden. Finde die sparsamste Beschreibung des jeweiligen Gegenstands.

Das und einiges mehr fällt unter die Kompetenzen, die Paul Curzon und Peter McOwan unter dem Begriff "Computational Thinking" zusammenfassen. Deutsche, allerdings weniger umfassende Entsprechungen wären "algorithmisches" oder "prozedurales" Denken. Streng genommen braucht man keinen Computer, um diese Tugenden auszuleben, aber es ist schon richtig: Auch ich bin damit in voller Schärfe erst konfrontiert worden, als ich meine ersten Programme in Fortran zu schreiben hatte, jener urtümlichen Programmiersprache, die zwar im Hochleistungsrechnen bis heute fortlebt, die aber gewöhnliche Computernutzer nur noch in eigens dafür hergerichteten Gehegen zu sehen bekommen.

Prozedural bearbeitetes Sockenproblem

Und die Erfahrung prägt fürs Leben! Sie beeinflusst mein Verhalten auch außerhalb des Computers, bin hin zum Wäschezusammenlegen. Wenn ich die Nutzung des knappen Speichermediums Tisch nicht optimiere, fehlt mir im entscheidenden Moment der wahlfreie Zugriff ("random access") auf die ungepaarten Socken.

Peter und Paul, wie die Autoren sich selbst zu nennen pflegen, zählen zum Thema auch den Umgang des Computers mit nicht computergemäßem menschlichem Verhalten. Warum rücken die Geldautomaten immer zuerst die Karte und dann das Geld heraus? Weil der Mensch den Zweck (das Geld einzustecken) höher bewertet als das Mittel (die Karte) und daher dazu neigt, letztere stecken zu lassen.

Das Buch ist aus Kursen hervorgegangen, die Peter und Paul viele Jahre lang für Schüler gehalten haben. Man muss ihnen daher nachsehen, dass sie ihren Lesern Schlüsselbegriffe wie "generalisation" und "abstraction" immer wieder im Fettdruck einhämmern und ein bisschen zu häufig betonen, dass "computational thinking" der Karriere förderlich ist. Dafür sind die Beispiele vorbildlich sauber ausgearbeitet.

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Faszination Gehirn: 38 Infografiken über unser Denken, Fühlen und Handeln

Weil Sprache allein nicht immer das beste Kommunikationsmittel ist, werden seit 2013 ausgewählte Inhalte auf eine andere Art präsentiert: in Infografiken. Denn manches lässt sich in Bildern so viel einfacher darstellen als mit Worten. In dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist« präsentieren wir ein »Best-of« unserer Infografiken zu Psychologie, Hirnforschung und Medizin. Wie funktioniert unser Orientierungssinn? Was haben Darmbakterien mit der Psyche zu tun? Was macht eine angenehme Unterhaltung aus? Wie wirkt Alkohol im Gehirn? Und warum lassen wir uns im Supermarkt so leicht zu Spontankäufen animieren? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie in dieser Spezialausgabe von »Gehirn&Geist«. Jede der 38 Grafiken im Heft widmet sich einem eigenen Thema.

Spektrum - Die Woche – Wann klingt eine Sprache schön?

Klingt Italienisch wirklich schöner als Deutsch? Sprachen haben für viele Ohren einen unterschiedlichen Klang, dabei gibt es kein wissenschaftliches Maß dafür. Was bedingt also die Schönheit einer Sprache? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Rarer Fund aus frühkeltischer Zeit in Baden-Württemberg.

Spektrum - Die Woche – Wie Computer das Lernen lernen

Die Nobelpreise in Medizin oder Physiologie, Physik und Chemie sind vergeben! Erfahren Sie, wie bahnbrechende Forschungen zu microRNA, neuronalen Netzen und Proteinen die Welt verändern.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.