Direkt zum Inhalt

Dem Schrecken ein Ende setzen

So gut wie jeder Mensch erlebt im Lauf seines Lebens mindestens ein potenziell traumatisches Ereignis – Unfälle, Naturkatastrophen, den Tod von engen Freunden oder Familienmitgliedern. Solche Geschehnisse erschüttern und prägen uns, doch nicht jede(r) entwickelt nach einem akuten Schock auch eine Traumafolgestörung. Wie vielfältig Traumata und ihre Nachwirkungen sein können, und welche Bandbreite von Behandlungsmöglichkeiten existiert, erläutert die Psychotherapeutin Jo Eckardt in ihrem neuesten Werk.

Zunächst grenzt Eckardt die häufig vorschnelle Verwendung des Traumabegriffs im Alltag von der psychologischen Definition ab. Dann widmet sie sich dem Konzept der Resilienz. Mit dieser seelischen Widerstandsfähigkeit erklären Wissenschaftler, weshalb manche Menschen, die einer dramatischen Situation ausgesetzt waren, gesund bleiben, während andere eine psychische Störung entwickeln.

Eckardt ermutigt Betroffene dazu, sich ihrem Trauma zu stellen. Um den Schrecken endgültig zu überwinden, sei es wichtig, das traumatische Geschehen in einen räumlichen und zeitlichen Kontext einzuordnen. Immer wieder weist die Autorin auf die in jedem Menschen verborgenen Ressourcen hin, die eine Bewältigung – so schwer sie auch erscheinen mag – möglich machen.

Diverse Interventionsmöglichkeiten

Zudem stellt die Autorin verschiedene Therapierichtungen vor und beleuchtet neben konventionellen Behandlungsmethoden, etwa der Verhaltenstherapie, auch neuere Ansätze – darunter körperzentrierte Verfahren und die narrative Expositionstherapie. Bei letzterer soll der Patient seine Lebensgeschichte möglichst genau nacherzählen und das Trauma in die eigene Biografie integrieren. Eckardt, die selbst Psychoanalytikerin ist, liefert viele praktische Tipps aus den verschiedenen Therapieschulen. Sie drehen sich beispielsweise darum, wie Betroffene mit ihren Symptomen (Flashbacks, Dissoziationen, negative Gedanken und andere) umgehen können: Etwa mithilfe von Achtsamkeits- und Imaginationsübungen.

Die Psychotherapeutin schreibt allgemeinverständlich, schildert anschauliche Fallbeispiele aus der eigenen Praxis und den Medien – zum Beispiel die Berichte des "Charlie Hebdo"-Zeichners Rénald Luzier – und untermauert ihre Ausführungen mit aktuellen Befunden aus Psychologie und Hirnforschung. Mit den zahlreichen praktischen Anleitungen richtet sich das Buch vor allem an Patienten mit einer Traumafolgestörung. Es bietet einen umfassenden Überblick über das komplexe Feld der Traumaforschung und -therapie und vermag es, Betroffenen Mut zu machen, sich dem Erlebten zu stellen.

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Depressionen

Mit ihren zahllosen Erscheinungsformen sowie Ursachen kann sich eine Depression auch hinter körperlichen Symptomen verstecken und Betroffene in vielen Lebensbereichen beeinflussen. Doch welche Therapie ist die passende? Und für wen lohnt es sich, experimentelle Verfahren wahrzunehmen?

Spektrum Kompakt – Junge Eltern

Die Zeit kurz nach der Geburt eines Kindes ist wohl für die meisten Eltern aufregend und mit vielen Umstellungen verbunden. Zahlreiche neue Themen gehen mit der Sorge für ein Neugeborenes einher. Doch auch Ängste und manchmal sogar negative Gefühle können sowohl Mutter als auch Vater belasten.

Spektrum - Die Woche – Wie Psychopharmaka das Gehirn verändern

Wie wirken Antidepressiva, Neuroleptika und Psychostimulanzien auf das Gehirn? Psychopharmaka bringen schnelle Linderung bei psychischen Störungen, doch die langfristigen Folgen auf unser Denkorgan sind noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem: Süßwasser unter dem Meer. Ein Weg aus der Wassernot?

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.