»Traumasensible Arbeit in der Psychiatrie«: Grundlagenwissen zum Umgang mit Traumata
Die Bezeichnung »traumatisch« für ein schwer wiegendes Ereignis, das einen Menschen persönlich betrifft, hat mittlerweile Eingang in unsere Alltagssprache gefunden und wird dabei teilweise sehr leichtfertig genutzt. Aus psychologischer Sicht gibt es allerdings klare Kriterien dafür, ob ein Ereignis als traumatisch gilt oder nicht. Hierzu zählen die Erschütterung der Seele durch die Konfrontation mit dem Tod, mit sexueller Gewalt und ernsthaften Verletzungen. Zahlen aus den USA zeigen, dass jeder Zweite in seinem Leben mindestens einem traumatischen Ereignis ausgesetzt wird – oft jedoch, ohne eine behandlungsbedürftige Symptomatik auszubilden.
Menschen im Ausnahmezustand
Speziell in der Arbeit mit psychisch Erkrankten werden die Helfenden allerdings häufig direkt oder indirekt mit Traumata konfrontiert. In seinem Buch möchte Jens Gräbener für den Umgang mit dieser Patientenklientel sensibilisieren. Dem Leiter des Berliner Krisendienstes sind Menschen im Ausnahmezustand sehr vertraut. Neben einer empathischen Grundhaltung und der Vermittlung von Sicherheit hilft ein fundiertes Wissen über Traumaerleben und -bewältigung bei der Begleitung. Darauf konzentriert sich Gräbener. Er trägt gängiges und aktuelles Grundlagenwissen zusammen, ohne dabei zu sehr in die Tiefe zu gehen; konkrete Interventionen finden sich wenige. Dies ist aber auch nicht das Ziel des Buchs. Der Titel ist allerdings etwas irreführend, denn das Buch richtet sich letztendlich an alle, die im beruflichen Kontext Kontakt zu Traumatisierten haben und sich dafür ein Basiswissen aneignen möchten. Für therapeutisch Erfahrene finden sich in diesem kompakten Übersichtswerk hingegen nur wenige neue Informationen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.