Kleine Glücksmomente
"Ich bin überzeugt, dass man Glücklichsein lernen kann. Zunächst, weil zahlreiche Arbeiten das belegen. Dann deshalb, weil ich es selbst gelernt habe." Das schreibt Christophe André, Psychotherapeut und Psychiater. Er möchte anderen den Weg zum Lebensglück zeigen und bedient sich dabei der positiven Psychologie. Der Autor betont, manches Unglück stoße einem zwar unausweichlich zu, man solle aber tunlichst vermeiden, ohne Not oder zu lange unzufrieden zu sein.
Wer auf eine Anleitung zur großen Lebenswende erhofft, sollte nach einem anderen Buch suchen. Denn André legt eher Wert auf die kleinen Dinge. Er ermutigt seine Leser dazu, auch noch so unscheinbare Glücksmomente zu erkennen, zu würdigen und auszukosten – selbst im Nachhinein. Der dreifache Vater ist überzeugt: "Glückhaben ist eine Geisteshaltung, eine Art, das Leben zu interpretieren." Immer wieder betont er, wie dankbar wir für unsere Existenz sein sollten. Insbesondere im Schlusswort mahnt er die Bereitschaft an, das Glück zu suchen, da wir jederzeit sterben könnten.
Überraschendes Beinevertreten
Die Tipps, die André hierfür gibt, sind wenig spektakulär. In alphabetischer Reihenfolge listet er sie von A wie Atmen bis Z wie Zen auf – eine mitunter etwas wirr erscheinende Zusammenstellung. Durchforstet man sie nach hilfreichen Ratschlägen, findet man hin und wieder ein paar Anregungen. So berichtet der Psychotherapeut davon, wie er einem Patienten dazu riet, mehr gegen Trübsal und Grübeleien zu unternehmen. Um zu zeigen, worauf er hinaus wollte, sei er mit dem Mann spazieren gegangen, was diesen überrascht und ermutigt habe.
Studien oder sonstige belastbare Belege für seine Thesen präsentiert André selten. Wenn er Zahlen und Fakten nennt, dann beispielsweise in Form der Aussage, das Verhältnis von positiven zu negativen Emotionen solle mindestens drei zu eins betragen, wolle man sich wohlfühlen. Der Autor stützt sich überwiegend auf eigene Überlegungen sowie Erkenntnisse aus manchmal merkwürdig anmutenden persönlichen Erlebnissen, unter anderem aus seiner Praxis am Hôpital Sainte-Anne in Paris. Einige seiner Ratschläge sind durchaus hilfreich; insgesamt jedoch erweist sich das Buch als nicht sehr ergiebig.
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